Tipps für die Jobsuche vor, während und nach der Elternzeit

Nach der Elternzeit zurück in den alten Job? Oder auf zu neuen Herausforderungen? Was ist möglich? Was passt zu Dir? Was lässt sich mit Deiner privaten Familiensituationen vereinbaren und macht dich beruflich glücklich? Und im Fall der Neubewerbung als Mutter: Wie gehst du die Jobsuche als Mama am Besten an? Alisha Felke ist Karrierecoach, Gründerin von Mom.Career und MMBC-Member. Exklusiv für Mama Meeting gibt sie darum im Gespräch mit unserer Redakteurin Bianca Dukart Tipps für die Karriereplanung und Bewerbung aus der Elternzeit und danch: 

Mom.Career Gründerin Alisha Felke

Liebe Alisha, Du bist Mutter, hast Psychologie studiert und bist Karrrierecoachin. Erzähl uns gerne in 3-4 Sätzen von Dir.

 Ich bin Alisha Felkle, komme aus der Nähe von Düsseldorf und habe selbst eine Weile gebraucht, um herauszufinden, welcher Beruf mich erfüllen würde. Im Jurastudium, fehlten mir die Kreativität und die Perspektive, Menschen konkret helfen zu können. Ich wechselte zur Psychologie, aber in die Therapie wollte ich nicht. In der Wirtschaftspsychologie, im Personalwesen und Marketing, fühlte ich mich dann zwar wohl, mir fehlte aber schnell der tiefere Sinn. Ich weiß also, wie man sich fühlt, wenn man selbst nicht genau weiß, wo man hingehört und nach etwas sucht, für das man brennt. Über ein paar Umwege und die Geburt meines Sohnes, habe ich dieses Kribbeln dann entdeckt und helfe nun anderen dabei, mutig zu sein und genau hinzuhören. Die eigenen Stärken und Interessen zu entdecken und so herauszufinden, in welchem Beruf sie sich zu Hause fühlen würden und wie sie diesen Beruf erreichen können. 

Vor Deiner Zeit als Karrierecoachin warst Du im Marketing und Personalwesen tätig. Was hat Dich zur Neuorientierung angetrieben? Wieso Karrierecoaching?

 In meiner Zeit in Personal und Marketing habe ich bemerkt: Um mich herum waren sehr sehr viele Menschen unglücklich mit dem, was sie taten. Schleppten sich zur Arbeit, waren über- oder unterfordert. Riskierten ein Burnout – meist, weil sie schlicht nicht ihren Stärken und Interessen entsprechend eingesetzt wurden, keine Grenzen setzten und scheinbar schon lange resigniert hatten. Da wurde mir klar: Die Berufswahl und die Karriere sind Faktoren, die unsere allgemeine Zufriedenheit so sehr beeinflussen, werden aber von den wenigsten kritisch hinterfragt. Ein Mal für eine Richtung entschieden, bleiben viele in ihrer Rolle stecken, egal ob sie zu ihnen passt und sie glücklich macht oder nicht. Hier wollte ich ansetzen und helfe seit 2018 Menschen dabei, herauszufinden was zu ihnen passt und den Mut zu finden, sich nochmal neu zu orientieren. Nachdem ich 2019 selbst Mutter wurde, bemerkte ich, dass gerade diese Lebensphase häufig nach einer solchen Neuorientierung schreit: Sehr viele Mütter können sich nach der Elternzeit nicht vorstellen, in ihren alten Beruf zurückzukehren. Weil es die Stelle schlicht nicht mehr (für sie) gibt, weil der Job nicht mehr zum eigenen Leben passt oder weil er eigentlilch noch nie so wirklich gepasst hat. Diese Phase ist eine großartige Chance für einen Neustart. Und dabei helfe ich ihnen. 

Dein Fokus liegt in der Karriereberatung für Mütter: Wie sieht eine Beratung bei Dir aus? Was beinhaltet ein Karrierecoaching?

 Bei einer Mutter, die sich komplett neu orientieren will, starten wir mit dem Berufsprofiling. Da finden wir durch psychologische Testverfahren, sowie einige Gespräche und Reflektionsaufgaben heraus, wo die Interessen und Stärken der Frau liegen. Was sie sich von einem neuen Job wünscht, welche Umstände und Tätigkeiten sie hinter sich lassen möchte. Wir erschaffen einen Pool aus möglichen Jobs, die wir dann kritisch hinterfragen, verwerfen und konkretisieren. Irgendwann kommt dann der Moment, in dem wir beide merken: Das ist es. 

Sobald klar ist, wo „die Reise“ hingehen soll, geht es ins eigentliche Karrierecoaching. Wir nähern uns systematisch dem (offenen und verdeckten) Stellenmarkt, verfassen ansprechende Bewerbungsunterlagen, finden Wege zu netzwerken, trainieren für Vorstellungs- und Verhandlungsgespräche. Wenn das Ergebnis des Profilings eine Selbstständige Tätigkeit war, durchdenken wir die Businessidee, legen ein erstes Konzept fest und gehen die ersten Schritte konkret gemeinsam an. 

Was gibt es für eine Mutter hinsichtlich der eigenen Karriere vor/während und nach der Elternzeit zu berücksichtigen?

 Vor allem, dass sie immer die Wahl hat. Wenn eine Mutter für sich entscheidet, dass sie einige Jahre allein mit ihren Kindern genießen möchte, ist das für diese Mutter großartig und toll, wenn sie dies auch umsetzen kann. Wenn eine Mutter an ihre bisherige Karriere anknüpfen möchte, ist das für diese Mutter großartig und ich wünsche ihr, dass ihr keine Steine in den Weg gelegt werden. Wenn eine Mutter nur wenige Stunden arbeiten möchte, um etwas zur Haushaltskasse beizutragen, ist das großartig und ich wünsche ihr, dass sie sich dafür trotzdem eine Tätigkeit sucht, die ihr gefällt und ihren Qualifikationen entspricht. Ich erlebe leider sehr häufig, dass gesellschaftliche Erwartungen, Kommentare anderer und Glaubenssätze wie „als Mutter nimmt mich doch eh keiner“ dazu führen, 

dass Frauen ihre eigenen Bedürfnisse nicht identifizieren können und sich gar nicht trauen hinzuschauen, was möglich wäre. Sie landen dann häufig auf einem Abstellgleis, von dem sie später, wenn die Kinder aus dem Haus sind, nur schwer wieder herunter kommen. 

Was sind die größten Hürden bzw. Tipps dazu? Welche Tipps möchtest du Müttern hinsichtlich ihrer Karriereplanung mitgeben?

Auf Durchzug stellen. Ähnlich wie zu den Themen „Stillen“ und „Babyschlaf“, bekommt man zum Thema Widereinstieg / Arbeiten als Mutter leider sehr häufig ungefragte Meinungen beigesteuert. Hier gibt es Generationenkonflikte, politsche Konflikte, kulturelle Unterschiede… und jede Meinung ist richtig – aber eben nur für die eigene Familie. Eine Frau die länger zu Hause bleibt, ist in der öffentlichen Meinung oft nicht emanzipiert genug und „macht es sich bequem“. Eine Frau die früh wieder mehr Stunden arbeitet, gilt schnell als karrieregeil und egoistisch. Beides ist Quatsch. Kindern geht es gut, wenn sie finanziell abgesichert sind und sie ausgeglichene Eltern haben. Eltern sind auch noch Individuen, die ihre Ziele, für die sie bereits Jahre investiert haben, verfolgen dürfen wenn sie das möchten. Dann kann die Elternzeit genutzt werden um mehr Klarheit über die eigenen Ziele und nächsten Schritte zu gewinnen und beispielsweise durch Fortbildungen noch attraktiver für den Arbeitsmarkt zu werden. Hier möchte ich vor allem mitgeben: Sei selbstbewusst. Mutter zu werden, hat dir kein Wissen und keine Fähigkeiten genommen. Im Gegenteil: du hast in den letzten Monaten wahnsinnig viel dazugelernt, was dir auch im Arbeitsalltag helfen wird. Glaube nicht, dass dich niemand will oder du das erstbeste Angebot nehmen musst. Du bist wertvoll für den Arbeitsmarkt und viele viele Arbeitgeber haben das schon lange verstanden. 

2020 hast Du das Gründerstipendium NRW erhalten. Wie hast du das geschafft? Mit welcher Vision hast Du dich dafür vorgestellt?

Ganz einfach und doch für uns oft so schwierig: Ich habe um Hilfe gebeten. Die Vision für Mom.Career stand fest, aber finanziell hatte ich natürlich erstmal Bauchschmerzen – wir hatten schließlich auch gerade ein Kind bekommen und ein Haus gekauft. Ich habe mich dann an die Wirtschaftskammer unserer Stadt gewandt und schlicht gefragt, welche Unterstützung es für junge Gründerinnen geben könnte. Als ich erzählte, dass ich ein Beratungsangebot für Mütter ins Leben rufen möchte, die nach der Elternzeit neu durchstarten wollen, war die Verantwortliche sofort begeistet. Ich bin ehrlich, ein wenig Gegenwind aus der Politik gab es auch, schließlich lösen Frauen die bereitwillig weit unter ihrer Qualifikation arbeiten auch sozialpolitische Probleme. Aber letzten Endes habe ich das Gremium überzeugt und wurde ein Jahr lang mit ein wenig finanzieller und fachlicher Unterstützung begleitet. 

Du bietest auch Workshops an und pflegst einen Instagram-Account. Welche Themen sprichst Du hier an?

Im „Bewerbungsbootcamp“, arbeiten wir als kleine Gruppen am Wiedereinsteig von Müttern. Wie im 1:1 Karrierecoaching, betrachten wir den offenen und verdeckten Stellenmarkt, üben das Schreiben ansprechender Bewerbungen und das überzeugende Vorstellungsgespräch. Wie erwähne ich meine Kinder im Bewerbungsprozess? Was wollen PersonalerInnen lesen und was absolut nicht? Auf welche Stellen darf ich mich überhaupt bewerben? Wie gehe ich mit Absagen um? Außerdem steuern regelmäßig tolle Kolleginnen ihr Fachwissen zu Verhandlung, Arbeitsrecht oder Vereinbarkeit bei. 

Auf meinem Instagram Account geht es vor allem um die Themen Bewerbung, Berufsfindung und Vereinbarkeit. Ich vernetze hier auch gerne Frauen untereinander, mit möglichen Arbeitgebern oder sinnvollen Portalen. Ab und zu, gibt es auch einen kleinen Einblick in mein Privatleben oder etwas zum Lachen. 

Zuletzt: Welche Bewerbungstipps möchtest Du (werdenden) Müttern mitgeben?

Nutze die Bewerbung als Chance, Werbung für dich zu machen. Sei nicht zu bescheiden und nicht zu selbstkritisch. Hab keine Angst vor Absagen – die tun nicht weh und jede Bewerbung hilft dir, besser zu werden und mehr Klarheit über dich selbst zu erhalten. Und vor allem: Fang an! Die Suche nach einem neuen Job ist ein Prozess, der seine Zeit braucht. Je mehr Zeit (also je weniger Hektik) – desto besser das Ergebnis. Verkaufe dich nicht unter Wert, sei anspruchsvoll und kenne deine Stärken. 

Vielen Dank für das Gespräch! Mehr Informatives und Nützliches zum Thema Karriereplanung vor, während und nach der Eltern findest Du auch auf Mom.Career und im Mama Meeting Business Club.

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