„Und was verdient man dabei so?“ ist eine wichtige Frage der Karrierewahl. Wenn es um das Mamasein geht, stellen wir diese Frage nicht. Und merken darum auch nicht, wie unfair das Elterngeld ist.
Wir lernen: Wie viel Kohle man bekommt, hängt damit zusammen, was man macht. Das erste Problem ist also: „WIE macht man Elternzeit?“ Der Begriff verweist nicht auf eine Tätigkeit. Du könntest alternativ sagen: „Ich bin Mutter“. Wieder so ein Wort ohne Verb, außer man bedient sich am „über-muttern“. Uncool. Es heißt ja nicht einmal Mamamachen, sondern Mamasein. Ein Titel, für den man scheinbar nichts machen muss. Ach, wäre es doch so! Füße hochlegen und das Mamasein laufen lassen.
Tatsächlich sind eine VIELE JOBS, die sonst alle einzeln besetzt und vergütet wären. Du bist Produzentin und Lieferantin eines komplexen Lebewesens. Wenn Du stillst, bist Du Nahrungsmittelherstellungsbetrieb und –Zulieferantin. Wenn Du das Fläschchen gibst, bist Du Köchin, Kellnerin und Ernährungsassistentin on Demand. Du bist Erzieherin. Du bist Aufräumerin. Du bist Personal Shopper und Pflegekraft, die bei Anziehen und Baden hilft. Du bist Motivatorin, Trösterin, Problemsolver, Sprachlehrerin, Geschichtenausdenkerin und mit all den Taschen voll Windeln, Snacks und Spielzeug häufig auch Alpaka oder Maulesel.
Dank des Elterngelds bekommst Du für all das eine Nicht-Tätigkeits- und Nicht-Aufwands-gebundene Ausgleichszahlung für Deine Zeit. Die Höhe des Betrags hängt jedoch nicht davon ab, wie viel zu als Mom leistest, sondern nur davon, wie viel Kohle Du vorher in Deinem Job ohne Kind gekriegt hast. Deutschlandweit verrichten danach also Frauen die gleichen Tätigkeiten und bekommen dafür unterschiedliche Elterngelder. Klingt unfair. Ist es auch. Würdest Du all das, was Du tust für nur 300 Euro machen, wissend, dass die Frau mit dem Kinderwagen neben Dir das SECHSFACHE für den gleichen Job bekommt?
Zum Trost sei Dir gesagt: Auch der Höchstsatz von 1800 Euro liegt umgerechnet auf die Arbeitszeit unter dem gesetzlichen Mindestlohn.
Hier eine Beispielrechnung dazu:
Angenommen Dein Kind schläft 14 Stunden am Tag. Dann hast Du 10 Stunden fixen Dienst und bist 12 Stunden auf Abruf. Sagen wir mal, Du bist 4 mal in der Nacht für eine Stunde „raus“, um das Kind wieder zum Schlafen zu kriegen. Dann sind wir bei einem durchschnittlichen Arbeitstag von 14 Stunden.
Samstage, Sonntag und Feiertage gibt es nicht. Urlaub wird vom Baby auch nicht genehmigt. 1800 Euro / 30 Tage = 60 Euro
60 Euro Tageslohn / 14 Stunden Arbeit =4,28 Euro Stundenlohn
That’s it 4,28 Euro ist Dein Mamastundenlohn, für dieses Beispiel. Und da bleiben Dir immerhin 10 Stunden zum selberschlafen oder anderen Quatsch machen, wie Haushalt und Gedöns.
Achja, DAS ist natürlich nur Dein Mamamindeststundenlohn, wenn Du den Elterngeld- Höchstbetrag kriegst.
Gleiche Rechnung, 14 Stunden Arbeit für 300 Euro im Monat = 0,71 Euro.
Es gibt also Moms, die für 71 Cent die Stunde all die Poweraufgaben verrichten, von denen oben die Rede ist und noch mehr.