So manch Eine denkt sich noch während der letzten Urlaubstage: „Könnte ich nicht für immer hier bleiben?“ Leben in einem anderen Land, am besten in einem südlichen, mit viel Sonne. Das ist für viele ein heimlicher Traum. Carolin von der Mosel ist das Abenteuer Auswandern vor 10 Jahren angegangen. Sie hat in Spanien studiert, inzwischen eine Familie gegründet und arbeitet für ein Tech-Unternehmen in Barcelona. In ihrem jetzt erschienen Buch „The Mothers Mindset Change“ erzählt sie, wie sie Kind und Karriere in Spanien zusammenbringt und erklärt wie der Mindset Change ihr mehr Zufriedenheit im Familien- und Berufsleben gebracht hat.
Wie sind die Regeln zu Mutterschutz/Elternzeit in Spanien? Wann und wie bist du nach der Geburt zurück in deinen Job
In Deutschland geht es bei der Vereinbarkeitsdiskussion häufig um das Thema Teilzeit versus Vollzeit. Mütter müssten in der Karriere zurück stecken, weil sie nur Teilzeit arbeiten, so die häufige Begründung. In Spanien kehren Frauen zügig in die Vollzeit zurück. Können sie darum nahtlos ihren Berufsweg fortsetzen? Was sind die Herausforderungen beim Wiedereinstieg für Mütter nach der Geburt in Spanien?
Ich persönlich glaube, dass das beste ROWE (Results- only-work-environments) sind, wo es nicht darauf ankommt, den Bürostuhl auf Teufel komm raus 8 Stunden zu besetzen. Was zählt sind doch einzig und allein die Ergebnisse! Eltern arbeiten oftmals viel effizienter und schaffen unter Umständen in 5 Stunden genauso viel, wie der Kollege in 8. - Dafür weniger Geld bekommen? - Ist wirklich unfair!
Dein Buchtitel lautet: The Mothers Mindset Change. Wie verändert sich unser Mindset, wenn wir Mütter werden und welchen Einfluss können wir darauf selbst nehmen?
Mama zu sein ist die einzige Situation im Leben, die sich nicht verändern lässt. Wir „müssen“ da durch und wir wollen es möglichst perfekt machen. Es gibt keine Option das Handtuch zu schmeißen oder es halbherzig zu machen, wie so oft in anderen Lebensbereichen. Wir wissen ja eigentlich alle, dass es unmöglich ist, eine perfekte Mama zu sein, es jedoch 1000 verschiedene Wege gibt, eine großartige Mama zu sein. Trotzdem versuchen wir, dem Perfektionismus so nah wie möglich zu kommen, was von der äußeren Welt oft erschwert wird: Kritik von der Schwiegermama, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel, die nicht für Kinderwagen gemacht sind, ein krankes Kind, gerade wenn die wichtige Präsentation ansteht usw. Eine Sache, die ich als schnell gelernt habe, war, dass wir nicht beeinflussen können was in der äußeren Welt passiert, jedoch wie wir darauf reagieren (unser Mindset). Eine weitere sehr wichtige Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass diese positive Einstellung mir selbst gegenüber und anderen Personen in meinem Umfeld gegenüber, etwas ist, an dem ich ständig arbeiten muss. Es ist einzig und allein unsere Entscheidung, so zu denken wie wir denken und auf die Dinge zu reagieren, wie wir reagieren wollen. Im Alltagsstress schalten wir schnell in Modus „Autopilot“, und leben unbewusst und gestresst, ohne uns darüber im Klaren zu sein, dass wir so nicht nur unsere gute Laune, und die unserer Mitmenschen verderben können. – Nein, es geht um etwas viel wichtigeres: Unsere Zufriedenheit und unseren (beruflichen) Erfolg. Was wir uns selbst erzählen ist unheimlich wichtig. In meinem Buch gebe ich arbeitenden Mamas praktische Tipps mit auf den Weg, genau daran zu arbeiten.
In Deinem Buch spricht du vom Growth Mindset. für alle, die noch keine Zeit zum Lesen hatten: Was hat es mit Growth Mindset auf sich und welche Rolle spielt es in Deinem Buch?
Dabei gibt es keine Wahl. Wachstum ist unvermeidlich. Selbst wenn Dinge schief gehen, sind Fehler dazu da, gemacht zu werden. Man kommt damit zurecht, und selbst wenn man nicht weiß, wie man weitermachen soll, muss man weitermachen. Und man findet einen Weg. Dann vielleicht einen besseren Weg. Das nennt man Wachstum.
Die Mutterschaft ist die einzige Erfahrung im Leben, die man nicht aufgeben kann, was unweigerlich dazu führt, dass man ein „Growth Mindset“ annimmt.
Du hast Dir für den Wiedereinstieg in den Job einen Coach an Deine Seite geholt. Die hat Dir geraten: Erzähl den Leuten bei der Arbeit nicht, dass Du müde bist. Was hatte es damit auf sich?
Offen, ehrlich und transparent mit seinen Sorgen, Wünschen und Hoffnungen umzugehen, ist extrem wichtig um beides (Beruf und Familie) gut unter einen Hut zu bringen.

Du sagst im Buch Motherhood verbessere viele Skills. Wo waren die Effekte bei Dir am stärksten und wie profitierst Du davon?
Mütter scheinen ihre Erfahrung nicht zu verkaufen, was dazu führt, dass genau das eintritt: So wie wir uns selber sehen und und darstellen, so werden wir auch gesehen.
Was ich gelernt habe, ist, dass Arbeit und Leben nicht getrennt voneinander zu sehen sind und dass das, was man in dem einen Bereich lernt, tatsächlich im anderen Bereich angewendet werden kann. Ein Beispiel dafür sind instrumentelle Spillovers, die in einem Bereich erworben oder gefördert werden und auf den anderen Bereich übergreifen (Werte (z.B. Diversität), Fähigkeiten (z.B. Excel-Tabellen verwenden) und Verhaltensweisen (z.B. ethisch handeln).

Dein Tipp um Working Mom Stereotype zu besiegen:
Eine wichtige Erinnerung: „So wie wir unser Denken ändern, so ändern wir auch unsere Leistung und, ganz real, unsere Fähigkeiten“.
Wir bedanken uns ganz herzlich für das spannende Gespräch. Carolins Buch The Mothers Mindset Change gibt es bei Amazon als ebook und Paperback.