++ GASTBEITRAG +++
Als Coach und Trainerin begleitet und empowert Julia Meyer-Schwickerath Menschen beim Umgang mit Veränderungen. Noch nie zuvor wurde unser Leben und Arbeiten so radikale auf den Kopf gestellt, wie in Zeiten der Corona-Pandemie. Die aktuellen Einschränkungen treffen viele Working Moms besonders hart. Und so danken wir Julia sehr, sehr herzlich für den folgenden Gastbeitrag:

Du hast grad mehr zu tun als überhaupt zu schaffen ist. Kinder betreuen, arbeiten, telefonieren, Mails beantworten, Essen kochen, einkaufen, spielen, aufräumen, putzen, Streit schlichten, Konzepte erarbeiten, Videokonferenzen abhalten, basteln, Homeschooling, trösten, …
Du leistest grad enorm viel! Und damit das auch so bleiben kann:
Tu dir jeden Tag etwas Gutes!
„Wie bitte?“ höre ich dich sagen. „Dafür habe ich gerade echt keine Zeit!“ Ja, ich verstehe dich und ich weiß, wovon du sprichst. Und trotzdem, nein gerade deswegen, ist es so enorm wichtig, dass du jetzt auch an dich denkst. Mit Priorität. Und nicht erst, wenn alles andere erledigt ist! Du bist der Dreh- und Angelpunkt deiner Familie. Kennst du das? Wenn es dir gut geht, dann geht es meistens auch dem Rest der Familie gut. Dann ist alles viel einfacher.
Damit das auch so bleibt, du und ihr gut durch die Krise kommt, du für deine Familie da sein kannst, ist es wichtig, dass du dich um dich kümmerst. Du wirst deine Kraft und Energie noch eine Weile lang brauchen!
"Im Stressmanagement würde man sagen: die Phase der körperlichen und mentalen Anspannung ist zu lang und zu stark."
Das ist kein „Wellness-Tipp“, sondern absolute Notwendigkeit!
Deine Situation ist gerade extrem – und extrem stressig. Das hat Folgen. Im Stressmanagement würde man sagen: die Phase der körperlichen und mentalen Anspannung ist zu lang und zu stark. Es gibt gerade so viele Faktoren, die bei dir Stress auslösen können: die generelle Angst und Unsicherheit wie es mit Corona weitergeht, die Sorge um deine Eltern und Großeltern, Überforderung durch viel zu viele Aufgaben gleichzeitig, Streit, soziale Isolation auf der einen Seite und ständiges Zusammensein auf der anderen Seite, finanzielle Belastungen, …, die Liste ist lang.
Und du spürst die Auswirkungen wahrscheinlich schon. Kennst du das? Du bist gereizter als sonst, streitest dich mehr, bist müde, bist unzufrieden, bist genervt, machst schnippische Kommentare, bist weniger geduldig, bist öfter verstimmt, hast vermehrt Kopfschmerzen oder andere körperliche Beschwerden. Alles Auswirkungen von Stress!
Dein Körper braucht Phasen der Erholung!!! Bei Stress schaltet der Körper in einen aktiven und angespannten Modus, Stresshormone werden ausgeschüttet. Dies unterstützt dich erst einmal dabei, dass du soviel leisten kannst, wie du es gerade tust. Dass du diese extreme Belastung so gut hinbekommst. Aber: dieses System braucht, um zu funktionieren, Phasen der Erholung. Sonst kommt es zu den oben genannten Auswirkungen, von den langfristigen Folgen ganz zu schweigen.
Was Erholung für Dich sein kann:
Wie bei dir Erholung im Körper stattfindet, kann anders aussehen als bei deinem Partner oder deiner Freundin. Es gibt nicht: gegen Stress musst du xy tun! Das ist individuell. Aber ich bin mir sicher, du weißt genau, was dir gut tut. Vielleicht musst du es gerade ein wenig anpassen.
Das meine ich mit „Tu Dir was Gutes“. Schaue, dass du dir Phasen der Erholung einrichtest. Das können sein: 15 Minuten sitzen mit einer leckeren Tasse Tee oder Kaffee, eine Online-Sporteinheit von 30 Minuten, Meditation, Yoga, ein Buch lesen, schöne Musik hören, ein Spaziergang, mit voller Aufmerksamkeit das Spiel mit den Kindern genießen, die beste Freundin anrufen, kreativ sein, Nägel lackieren, … die Liste ist lang.
"Es gibt nicht: gegen Stress musst du xy tun! Das ist individuell."

Wie du das einrichten kannst:
Die Schlüsselwörter sind hier „priorisieren und Erlaubnis erteilen“. Es wird nicht funktionieren, wenn du dir erst etwas Gutes tust, wenn alles andere erledigt ist. Das wird nicht passieren! Gebe dir die Erlaubnis, etwas für dich an diesem Tag zu tun und plane es bewusst ein.
Wir Frauen sind es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, meistens erst für alle anderen und dann für uns. Kennst du Sätze wie diese? „Ich muss noch eben …“, „Ich schaffe das schon alleine…“, „Ich muss durchhalten …“, „Ich muss mich um … kümmern“, „das muss perfekt werden“. Das sind Sätze, die aus deiner Erziehung stammen oder die du im Laufe deines Lebens gelernt hast. Es ist an der Zeit, diese zu hinterfragen und aufzuweichen!
Hier ein paar Vorschläge, wie du dir Freiräume schaffen kannst, um „Deine Zeit“ zu priorisieren. Lasse das Wohnzimmer unaufgeräumt für den Moment, das Bad ungeputzt. Verzichte auf die extra Korrekturschleife bei deinem Arbeitsdokument, es ist schon gut genug! Bitte die Nachbarin, für dich miteinzukaufen. Lass die Kinder 15 Minuten länger Fernsehen gucken. Koch zum 5.Mal die Woche Nudeln, weil es schnell geht. Streiche alles von deiner to-Do Liste, was nicht wirklich gemacht werden muss. Mache mit den Kindern zusammen Sport. Ich bin mir sicher, dass du für dich weitere Ideen hast, du musst sie nur zulassen.
Ja, das sind alles Dinge, die ich auch nicht so toll finde. Ich mag keine unaufgeräumten Wohnzimmer, möchte auch perfekte Arbeit abliefern und frage ungern um Hilfe. Aber hier geht es darum, die richtigen Prioritäten zu setzen. Prioritäten für das wirklich Wichtige! Die Situation ist extrem. Da wird es dir helfen, gewohnte Ansprüche zu hinterfragen und zu ändern.
Erfolge feiern:
Noch ein Tipp zum Abschluss. Ich bin ein großer Fan davon, Erfolge auch zu feiern. Damit meine ich: Freue dich darüber, was du am Tag geschafft hast. Anstatt dich zu ärgern, was liegen geblieben ist. Sei stolz darüber, was du als Working Mom alles hinkriegst. Anstatt den Blick auf die Dinge zu richten, die heute nicht funktioniert haben. Genieße die positiven Momente am Tag: das Lachen deiner Kinder, die Umarmung deines Mannes, die Worte deiner Freundin. Verweile länger als sonst in ihnen. Anstatt schnell weiter die nächste Aufgabe zu erledigen.
Sei gut zu Dir selbst!
Mehr von Julia Meyer-Schwickerath findet ihr auf ihrer Webseite: jms-coaching.de