Kinderfotos ins Netz zu stellen, birgt Risiken. Ein seltsamer Kommentar unter einem Babyfoto oder das Bild wird im Netz unendlich weiterverbreitet. Den Gefahren gegenüber steht der Wunsch, die schönsten Momente im Leben oder das eigene Familienglück mit Freunden und Familien über digitale Plattformen zu teilen. Es geht doch so einfach über Instagram und Co, aber eben selten sicher. Mama Meeting Business Club Member Viktoria Leitner-Fischer ist App-Gründerin mit Schwerpunkt Fotos. Dabei geht es ihr nicht darum den niedlichsten neuen Filter zur Fotobearbeitung zu entwickeln, sondern das Teilen von persönlichen Eventbildern und Familienfotos sicher zu machen. Wir haben mit ihr über ihre Foto-Apps Weddies und Familiengetümmel gesprochen und dabei auch gelernt, warum die DGSVO eine gute Sache ist.

sicher babyfotos teilen
Die App Familiengetümmelt macht das teilen von Fotos nicht nur einfacher, sondern vor allem auch sicher! Damit auch wirklich nur die Personen, die Fotos sehen können, denen Du Zugriff geben möchtest.

Die App Familiengetümmel verspricht sicheres Teilen von Familienfotos. Ist das Teilen von Familienfotos bisher denn nicht sicher?

Das kommt ganz darauf an, wo man die Fotos teilt. Aber aktuell hat man die Wahl die Fotos entweder sicher zu teilen oder sie einfach teilen zu können, also so, dass auch jedes Familienmitglied mit der Technik klarkommt. Beides in einer Plattform ist aus unserer Sicht aktuell nicht möglich und genau das wollen wir mit Familiengetümmel ändern.

Der App-Store ist voll mit internationalen Foto-Apps, warum ist es Euch so wichtig hervorzuheben, dass Familiengetümmel eine deutsche App ist?

Der überwiegende Anteil der Foto-Apps stammen aus den USA und die Fotos werden auch genau dort gespeichert. In der USA gibt es aber keinen allgemeinen und umfassenden Regeln zum Datenschutz, stattdessen beruht der Datenschutz größtenteils auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen. Zudem haben US-Behörden umfassenden Zugriff auf die in der USA gespeicherten Daten. Der Deutsche bzw. Europäische Datenschutz unterscheidet sich hier erheblich davon. In Europa wird der Schutz von personenbezogenen Daten als Grundrecht gesehen und diese dürfen nicht in unsichere Drittländer übermittelt werden, dazu zählt im Übrigen auch die USA. Aus diesem Grund ist es für uns wichtig zu betonen, dass wir bei Familiengetümmel alle Daten, Fotos und Videos auf deutschen Servern speichern, die dem deutschen und europäischen Datenschutzgesetz unterliegen. Das ist nochmal eine ganz andere Qualität an Datenschutz.

Wie ist die Idee für Familiengetümmel entstanden? Gab es dazu ein prägendes Erlebnis?

Ja, in der Tat haben wir in der Familie selber mal eine sehr einprägsame Erfahrung gemacht was das Thema Sicherheit von Kinderfotos angeht. Mein Mann und ich planten einen Ausflug mit den Kindern in ein Kindermuseum und wollten uns vorab noch etwas darüber im Internet informieren. Beim Google My Business Eintrag des Museums sind wir dann über Bilder von meinen Neffen gestolpert. Das erschreckende daran: Die Eltern wussten nichts davon und waren nach unserem Hinweis ebenfalls total erschrocken. Es hatte sich herausgestellt, dass meine Neffen mit ihren Großeltern in dem Museum waren und der Opa hat mit dem Handy Fotos von seinen Enkeln gemacht, eigentlich nur für sich selbst, aber durch eine falsche Privatsphäre Einstellung durfte Google diese Fotos für den Google My Business Eintrag des Museums verwenden – und niemand wusste, dass diese Fotos im Internet für alle frei verfügbar waren.

Welche Funktionen hat die App? Was kann ich mit Familiengetümmel alles machen?

Familien können ihre Fotos und Videos in ein privates & digitales Familienalbum hochladen und entscheiden, welchem Familienmitglied oder Freund sie welche Zugriffsrechte auf das Album bzw. Unteralbum geben. Man kann im Familiengetümmel Album sogar beliebig viele Unteralben erstellen, also z.B. eins für Weihnachten, eins für Omas 80. Geburtstag oder eins für den letzten Familienurlaub und man kann für jedes Unteralbum individuell einstellen, wer darauf Zugriff haben darf und ob die Person es nur anschauen darf, selbst Fotos hochladen darf und/oder sogar die Bilder herunterladen darf. Das besondere an Familiengetümmel ist, dass wir nicht nur eine App anbieten, sondern alle Funktionen auch auf der Familiengetümmel Webseite verfügbar sind, was den Zugriff vor allem für ältere Generationen sehr erleichtert. Weiterhin speichern wir die Fotos & Videos in einer sehr guten Bildqualität, so dass man die Aufnahmen auch weiterverwenden kann. Auch Interaktionen wie liken oder kommentieren der Bilder sind im Familiengetümmel Album möglich. Denn es ist natürlich besonders schön, wenn man auch die persönlichen Erinnerungen an den Moment unter dem Foto oder Video festhalten kann. Und später, wenn die Kinder größer sind kann man dann sogar diese besonderen Momente mit den lustigen und schönen Kommentaren der Familie wieder zusammen anschauen. Eine tolle Erinnerung für die Kinder später.

Als Viktorias Mann einen Museumbesuch plante, sah er bei Google plötzlich Fotos ihrer Neffen. Die Eltern wussten nicht, dass man ihren Sohn findet, wenn man das Museum sucht. Die Idee für eine sichere App für Familienfotos kam auf.

Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf die Entwicklung der Familiengetümmel-App?

Die Pandemie hatte durch zwei Effekte einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Familiengetümmel. Mit weddies, unserem Online Hochzeitsalbum, haben wir bereits eine Fotoplattform auf dem Markt, die sich speziell an Brautpaare richtet und sehr gut angenommen wird. Allerdings benötigt man eine Hochzeitsfoto-Plattform nur, wenn es auch Fotos von einer Hochzeit gibt. Hochzeiten sind aber in diesem Jahr auf Grund der Pandemie reihenweise ausgefallen bzw. verschoben worden. Die Auswirkungen haben wir natürlich auch gespürt. D.h. zum einen hat unser bisheriges Geschäftsmodell nicht mehr wirklich gut funktioniert und zum anderen war ich mit den Kindern zuhause, weil die Kitas im Frühjahr sehr lange geschlossen waren. Und wer Kinder hat, der weiß, dass man diese kaum zuhause „einsperren“ kann. Daher haben wir uns die Zeit mit verschiedenen Wanderungen in der Natur vertrieben, und hier am Bodensee gibt es sehr viel schöne Natur. Bei den Wanderungen sind natürlich sehr viele tolle Bilder entstanden, die wir aber leider nicht mehr so einfach mit der Uroma, den Großeltern oder auch der Tante teilen konnten. Daher kam uns dann sehr schnell die Idee, eine Fotoplattform für Familien zu schaffen, die zum einen die Sicherheit der Fotos und Videos im Fokus hat, aber auch einfach zu bedienen ist, so dass eben auch Uroma, Oma und Opa diese problemlos nutzen können. Und mit Hinblick auf die besonderen Weihnachtsfeiertage in diesem Jahr, wollen wir diese Möglichkeit nun auch anderen Familien zur Verfügung stellen.

Im App-Store steht, dass Familiengetümmel entwickelt wurde, um das teilen von Fotos über alle Generationen leichter und sicherer zu machen. Kannst Du uns mehr zum Thema Genarationsübergreifendes teilen erzählen? Was sind die Herausforderungen?

In einer Familie kommen viele Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen zusammen. Eltern wollen, dass die Fotos ihrer Kinder vor allem sicher sind, Großeltern möchten, dass online Dienste möglichst einfach zu nutzen sind. Und die Gefahr besteht, dass wenn der Dienst nicht einfach zu nutzen ist, dass dann auch die Fotos nicht sicher sind. Siehe unser Familienbeispiel oben, als der Opa nicht wusste, welche Einstellungen im Handy den jetzt die richtigen sind. Oder zum Beispiel auch, wenn Großeltern unbedacht Fotos von ihren Enkeln in den Whats-App Status stellen oder womöglich sogar bei Facebook hochladen und ihnen eigentlich gar nicht klar ist, wer dass dann alles sehen kann bzw. was mit den Bildrechten auf diesen Plattformen passiert. Daher ist es unser Ziel die Bedienung von Familiengetümmel so einfach zu machen, dass jedes Familienmitglied weiß, was es tut. Zudem sollen Großeltern ganz einfach die Möglichkeit haben, die Fotos ihrer Enkel zu bewundern, auch wenn sie nicht Smartphone affin sind. Deswegen war es uns so wichtig auch eine Familiengetümmel Webseite mit allen Funktionen zur Verfügung zu stellen und nicht nur eine App. Vor allem jetzt, wo Kontakte so stark eingeschränkt sind kann man mit Familiengetümmel trotzdem an dem Leben und der Entwicklung der Enkel teilhaben und das tröstet vielleicht auch ein bisschen über den ein oder anderen Lockdown hinweg.

Bei Instagram gibt es immer wieder (prominente) Aufrufe, Kinder nicht in Bildern zu zeigen, um zu vermeiden, dass Pädophilen den Zugang zu den Bildern bekommen. Habt ihr auch das bei Familiengetümmel beachtet? Wer hat alles Zugriff auf die Bilder?

Absolut! Genau von solchen Plattformen wie Instagram wollen wir uns differenzieren bzw. sogar dazu beitragen, dass Eltern genau dort die Kinder- und Familienfotos nicht einstellen nur um eine Möglichkeit zu haben sie einfach der Familie zu zeigen. Familiengetümmel ist unser Beitrag zum Schutz von Kinderfotos im Netz. Zugriff auf das Familiengetümmel Album bekommen nur Personen, die aktiv in das Album eingeladen wurden. Das Besondere bei Familiengetümmel ist, dass man sogar für die verschiedenen Unteralben die Zugriffsrechte ganz individuell einstellen kann. Wenn z.B. Oma Zugriff auf das Unteralbum „1. Geburtstag von Mia“ hat, dann kann man trotzdem einstellen, dass Oma keinen Zugriff auf das Unteralbum „Private Fotos von Familie Müller“ hat. 

Viktoria ist Member im Mama Meeting Business Club und zweifache App-Gründerin

Familiengetümmel ist schon die zweite App, die Du entwickelt hast. Zuvor hast Du weddies erfolgreich auf den Markt gebracht. Was war die Anforderung bei weddies?

weddies ist eine Hochzeitsfoto-Plattform für Brautpaare, die ebenfalls als App und als vollfunktionsfähige Webseite verfügbar ist. weddies soll es Brautpaar einfach machen ihr Hochzeitsfotos mit den vielen verschiedenen Gästen nach der Hochzeit zu teilen. Denn nach der Hochzeit bekommen die Hochzeitsgäste mit viel Glück mal ein Foto vom Brautpaar auf der Dankeskarte, aber meistens war es das dann schon. Dabei halten Hochzeitsfotos doch einzigartige Momente im Leben fest, die man auch gerne mit den Hochzeitsgästen im Nachhinein teilt. Allerdings gab es auch hier lange keine wirklich einfache und gute Lösung, wodurch häufig darauf verzichtet wurde die Hochzeitsfotos zu teilen. Mit weddies haben wir das Teilen von Hochzeitsfotos enorm erleichtert. Und das Brautpaar profitiert zudem noch davon, dass auch die Gäste ihre Bilder von der Hochzeit in das Album hochladen können. So bekommt das Brautpaar richtig tolle Schnappschüsse von der Hochzeit zu sehen, die sie an dem Tag vielleicht gar nicht wahrgenommen haben. Auch bei weddies war uns schon das einfache und generationsübergreifendes Teilen von Fotos und Videos wichtig, weswegen wir bereits auch hier schon, auf eine möglichst einfache Nutzung für alle Altersgruppen geachtet haben.

Jetzt aber doch mal zu den Bildern selbst: Was macht für Dich ein gutes Fotos aus?

Für mich sind Fotos die spontan in einem schönen Moment entstehen die schönsten. Schnappschüsse, die den besonderen Moment einfangen haben eine ganz andere Wirkung als gestellte Fotos. Auf Schnappschüssen lächelt meist nicht nur der Mund, sondern auch die Augen und das sieht man auf einem Foto. Mein liebstes Foto von meiner Tochter ist z.B. eins auf dem sie einen komplett verschmierten Nutella-Mund hat und dabei vom ganzen Herzen lacht. Das sind Fotos, die man in 10 Jahren zusammen anschaut und darüber lacht.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr Infos zur App findet ihr unter familiengetümmel.de

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