Kristina Tophinke ist Mom, bei Eurowings verantwortlich für Employer Branding and strategisches Recruiting und Mitglied in gleich mehreren Frauennetzwerken. Beim Mama Meeting am 20. November wird sie zusammen mit Miriam de Montigny von der Koelnmesse über richtiges Networking sprechen. Vorab hat sie uns aber schon mal erzählt, warum sie der Begriff Netzwerk eigentlich abschreckt.

Mama Meeting: Laut dem kleine Welt Phänomen kennt jeder jeden über 6 Ecken. Facebook behauptet sogar, dass man über das Netzwerk alle Nutzer über nur 3,5 Ecken kennt. Wie wichtig ist es aus Deiner Sicht möglichst viele Menschen zu kennen und was machst Du, um mit Menschen in Kontakt zu treten?
Kristina: Erst einmal würde ich gerne auf diesen schrecklichen Begriff „Netzwerken“ eingehen. Netzwerken erzeugt bei einigen diese Hürde, vielleicht auch Widerwillen, weil es sich so schrecklich opportunistisch, entfremdet von Personen und technokratisch anhört. Das kann es sein, muss es aber nicht. Für mich gibt es zwei Typen von Netzwerken, und da kommt es ganz auf die eigenen Ziele an. Hier würde ich grob zwei Pole unterscheiden: Reichweite und Beziehungen. Auf LinkedIn nehme ich tatsächlich jede/n an, die/der mich als Kontakt hinzufügen will (sie fliegen dann raus, wenn jemand LinkedIn mit Tinder verwechselt), hier würde ich für mich das Ziel Reichweite sehen. Da ich im Recruiting arbeite, möchte ich, dass so viele Kontakte wie möglich meine Posts, etc. mitbekommen. Das gleiche gilt wahrscheinlich für alle, die im größeren Spektrum des Bereichs Sales arbeiten. Wenn es um Beziehungen geht, sieht die Welt wiederum ganz anders aus. Hier geht es nicht darum, dass ich von jemanden etwas Bestimmtes will, sondern um die Person und um das gemeinsame Why oder ein ähnliches Mindset. Es geht um die gemeinsame Bereicherung, sowohl für Herz, Kopf als auch für die gemeinsame Sache. Ein guter erster Schritt wäre es sein eigenes Why zu kennen. Macht mir mein Job intrinsisch Spaß und will ich die Sache vorantreiben? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es Menschen gibt, denen es genauso geht. Dann lohnt es sich diese zu finden und die Kräfte zu vereinen.
Mama Meeting: Und was machst Du für Dein Netzwerk?
Kristina: Eigentlich habe ich da keine Strategie. Manchmal bin ich total introvertiert, manchmal plappere ich wie ein Wasserfall. Wahrscheinlich ist es von Vorteil, dass ich neugierig bin und als Recruiterin geübt darin bin, Menschen durch Fragen verstehen zu wollen.

Mama Meeting: Du bist Mitglied im lokalen Frauenetzwerk Female Ressources. Was ist der für Dich größte Benefit davon, dass Du Dich dort engagierst?
Kristina: Man lernt dabei wahnsinnig tolle Frauen aus anderen Unternehmen kennen. Ich bin in der Projektgruppe. Dabei tausche mich mit Frauen von anderen Kölner Großunternehmen darüber aus was Best Practices zum Thema Frauen in Führung sind. Was funktioniert? Was funktioniert nicht? Der Erfahrungsaustausch ist einfach toll. Auch hier geht es darum an einer gemeinsamen Sache zu arbeiten, an die man ganz persönlich glaubt und es glücklicherweise auch der Job ist. Dieses gemeinsame Why führt direkt zu einem sehr starken Zusammenhalt, Offenheit und einer ganz natürlichen Neugier und Wertschätzung füreinander. Die meisten Treffen sind für mich wahnsinnig bereichernd, da ich ständig neue Frauen kennenlerne, die ich bewundere und von denen ich lernen kann. Ein weiterer Pluspunkt ist die Sichtbarkeit bei der Geschäftsführung, die auch mit Female Ressources in Kontakt steht.
Mama Meeting: Was sind aus Deiner Sicht Skills und Faktoren, die man zum Networking braucht? Kann man gutes Networking lernen oder ist das eine Typsache?
Kristina: Auch hier wieder: Es kommt drauf an, welche Art von Networking man betreiben möchte. Für Reichweite und möglichst viele unverbindliche Kontakte, sollte man sich so viel wie möglich darüber aneignen, wie Social Media funktioniert. Wenn es darum geht wertschätzende Beziehungen aufzubauen, wäre es gut sein Why zu kennen, offen zu sein und sich die richtigen Orte zu suchen, an denen frau Gleichgesinnte trifft. Hierfür gibt es Tools, die das herrlich einfach machen, wie klassische Konferenzen, Meetups, etc.
Mama Meeting: Was wäre für Dich heute anders, wenn Du nicht in Frauennetzwerken aktiv wärst?
Kristina: Neben dem Female Resources Netzwerk, bin ich ja auch Mitgründerin unseres unternehmenseigenen Netzwerks. Hier wäre es definitiv so, dass ich im Unternehmen wesentlich schlechter vernetzt wäre. Durch das Netzwerk kenne ich Kolleginnen auf einer völlig anderen Ebene, also ohne. Sich auf einer anderen Ebene zu kennen, heißt vor allem emotionale Bereicherung für mich. Wir pushen uns gegenseitig und haben mittlerweile einen engen Austausch mit der Geschäftsführung, da auch hier das Thema „Frauen in Führung“ sehr präsent ist.