Mütter von drei Kindern im Schnitt 70 Prozent weniger Lebenseinkommen zur Verfügung haben, als Männer bzw. Väter, zeigt eine aktuelle Studie. Schon länger bekannt: Frauen sind auch häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Obwohl man Frauen nachsagt, umsichtiger mit Geld umzugehen, haben sich doch weniger davon. Zeit etwas daran zu ändern. Wir haben darum Anne Connelly, die Gründerin von HerMoney, unsere Frauen-Finanzfragen gestellt und sie um Finanztipps speziell für Frauen und Mütter gebeten.

Auch beim Rock'n'Raise Festival ist herMoney mit weiteren Tipps rund um Finanzthemen vertreten.

Frauen wurden gesellschaftlich bis heute häufig zur Sparsamkeit und Vorsicht erzogen. Bloß keine Fehler machen, lieber kein Risiko eingehen. Müssen wir hier radikal umdenken, um im Alter abgesichert zu sein? Wie sieht eine gesunde Beziehung zum Geld aus?

Umdenken müssen wir hier ganz dringend. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir alle unser Geld risikoreich anlegen müssen. Aber das klassische Sparbuch ist eben keine Alternative mehr, um für das Alter vorzusorgen. Wenn es um die Beziehung zu Geld geht, ist der erste und wichtigste Schritt, sich zu informieren und Wissen anzueignen. Wer sich mit dem Thema Geld und Absicherung im Alter beschäftigt, lernt auch, Risiken besser einzuschätzen und mit ihnen umzugehen. Vor allem müssen Frauen die Verantwortung für ihre finanzielle Situation übernehmen und nicht an andere wie z.B. dem Ehepartner delegieren.

Gerade in der Elternzeit kommen viele Mütter zur Erkenntnis, dass ihnen Zeit wichtiger ist als Geld und sie lieber auf bestimmte Anschaffungen oder Reisen verzichten, um bei ihren Kindern zu sein. Was sollten Mütter (oder Väter) in Sachen Einkommen beachten, wenn sie zum Beispiel für die Kinder im Job kürzer treten?

Ein wichtiges Thema. Denn was viele Frauen oder auch Männer vergessen: Wenn sie im Job kürzer treten, verringern sich automatisch auch ihre Rentenansprüche. Die Gefahr, finanziell vom Partner abhängig zu sein oder später nur eine minimale Rente zu kassieren ist groß. Daher: Offen mit dem Partner über die Arbeitsteilung und Kompensation sprechen und die Rentenlücke beispielsweise mithilfe eines Fondssparplans früh genug schließen.

Die Patentante oder Oma eröffnet zur Geburt des Kindes ein Sparbuch. Gute Sache, oder? Hast Du noch bessere Tipps, um Geld für den Nachwuchs anzusparen?

Das Sparbuch, ein alter Klassiker. Einfach zu verstehen, vermeintlich risikolos und für jeden Geldbeutel. Für ein Taschengeld von beispielsweise 10 Euro ist das Sparbuch okay. Geht es allerdings um eine langfristige Geldanlage, wird die Inflation aufgrund der aktuellen Zinssituation real für Verluste sorgen. Eine gute Alternative sind zum Beispiel Fonds- oder ETF-Sparpläne. In der Regel reichen hier schon kleine Beträge ab 25 Euro pro Monat.

Gerade in Filmen wird uns suggeriert: Wer dringend Geld braucht, verhökert schnell den Ehering oder Omas Juwelen. Sind Schmuckstücke eine langfristige sichere Anlage? In der direkten Form? Oder dann lieber den Gold-ETF wählen?

Diese Frage lässt sich nicht mit ein paar Sätzen beantworten, offen gesagt. Gängige Finanztheorie besagt, dass man ca. 5% seine Geldes in Gold investieren sollten zur Diversifizierung. Da spricht man eher von Goldmünzen oder Gold-ETCs, ETFs auf Gold gibt es nicht in Deutschland aus aufsichtsrechtlichen Gründen. Goldschmuck hat einen hohen emotionalen Wert wie auch einen finanziellen. Ich persönlich würde Schmuck lieber tragen und weniger für den Notfall einsetzen wollen. Verhökert man den, ist der Verkaufswert i.d.R. sehr gering.

Kaufen, verkaufen, Frankfurt, Tokio, ... die Börse klingt für viele Einsteigerinnen nach einem verrückten Glückspielspiel mit nicht sofort durchschaubaren Regeln. Wie nähere ich mich diesem Dschungel als Anfängerin am besten?

Eine gute Methode ist, sich Wissen über Magazine oder Finanzblogs wie zum Beispiel herMoney.de anzueignen. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, wird schnell merken: Auch an der Börse wird nur mit Wasser gekocht. Was auf den ersten Blick wie ein undurchschaubares Durcheinander erscheint, ist auf den zweiten Blick mit ein wenig Engagement durchaus nachvollziehbar. Einsteigerinnen sollten sich nicht verunsichern lassen und einfach mal mit einem kleinen Betrag starten. Dann sieht man wie alles funktioniert und nähert sich dem Thema an. 

ETF: Wer ins Thema Anlage und Altersvorsorge einstiegen will, kommt nicht um diesen Kürzel herum. Kannst Du uns eine kurze Erklärung geben und sagen, warum alle so auf ETFs stehen?

Es sind vor allem die Kosten. Bei aktiv gemanagten Investmentfonds sind die Gebühren oft deutlich höher, die Performance aber nicht unbedingt besser. Außerdem sind ETFs also Exchange Traded Funds für Einsteiger deutlich einfacher zu verstehen, weil sie in der Regel einen Index abbilden und ihre Entwicklung damit jederzeit nachvollziehbar ist. Mit einem Dax ETF beispielsweise erzielt der ETF-Anleger Kursgewinne, wenn der Dax steigt und macht Verluste, wenn der Dax fällt. Bei herMoney gibt es ein ETF-Special für Anfängerinnen. Ich empfehle da mal reinzuschauen. Was man auch sagen sollte ist, dass mit dem Kauf eines ETFs nicht magischerweise die Altersvorsorge geregelt. Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, auch staatlich geförderte die frau nutzen kann.

Zunehmend häufig lesen wir das Kürzel ESG, in Verbindung mit von Fonds und ETFs. Was hat es damit auf sich? Sollten wir da als Eltern besonders hinschauen?

Auf jeden Fall! ESG steht für „Environmental, Social, Governance“ und stellt damit Nachhaltigkeitskriterien in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung dar. Themen, die nicht nur in der Finanzwelt wichtig sind. Darauf zu achten, dass Fonds oder ETFs sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren, ist nie falsch. Gerade in letzter Zeit zeigt sich immer häufiger, dass nachhaltige Produkte auch eine bessere Performance aufweisen. Insbesondere für Eltern sind diese Kriterien wichtig, denn sie wollen ihr Kind in einer nachhaltig orientierten Welt aufwachsen sehen. Mit seiner eigenen Geldanlage kann man dafür sorgen, dass man genau diese Entwicklung unterstützt, in dem nachhaltig orientierte Finanzprodukte bevorzugt werden.

Lieber selbst die volle Kontrolle behalten oder dem erfahrenen Bankberater vertrauen. Was ist Deine Empfehlung?

Ich finde beides hat seine Berechtigung. Sich einen ETF- oder Fondssparplan einzurichten ist kein Hexenwerk, wenn man sich ein wenig mit der Materie befasst. Eine Beraterin oder Berater kann aber mehr leisten. Zum einen gibt es komplexere Vermögenssituationen die gut durchdacht werden wollen, einen geeignete Versicherung zu finden ist nicht immer einfach, das gleiche gilt für die vielfältigen Altersvorsorgemöglichkeiten. Das Wichtigste ist, die eigenen Produkte und Investments zu verstehen. Sich mit den eigenen Finanzen aktiv auseinanderzusetzen kostet immer ein wenig Zeit, zahlt sich aber auf lange Sicht aus.

Frauen sollten mehr über Geld reden, wird oft gesagt. Aber mit wem am besten und wie?

Im Prinzip ist das erstmal egal. Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Partner oder Partnerin… Wichtig ist nicht mit wem, sondern dass man über Geld spricht. Es ist schon ein richtiger Schritt, sich mit den eigenen Freundinnen auszutauschen. Schnell merkt man: Man ist nicht alleine mit den Problemen und Fragen. Gemeinsam macht es auch gleich viel mehr Spaß, sich dem Thema zu widmen. Bei unsere beliebten Afterworks wurde immer rege darüber diskutiert.

Geld und Liebe. Dein Tipps zum Umgang mit Geld in der Partnerschaft?

In erster Linie sollten Paare offen über Geld in der Partnerschaft sprechen. So vermeidet man, dass es später zu Missverständnissen kommt. Es gibt viele verschiedene Modelle, um mit Geld in der Partnerschaft umzugehen. Beliebt ist das Drei-Konten-Modell wo jeder Partner ein persönliches Konto hat und es gibt ein Gemeinschaftskonto. Wichtig ist, stets die familiäre Situation neu zu bewerten, damit der Beitrag auf dem Gemeinschaftskonto von beide Seiten fair eingezahlt wird. Hier sind wir wieder beim Stichwort Kompensation für Hausarbeit, Familienpflege oder Kindererziehung.

Du willst noch mehr Finanztipps für Frauen? Anne Connelly gibt beim Rock’n’Raise Festival am 16. & 17. September noch mehr Insights in die Finanzwelt.

Hier kannst Du Dich kostenlos für das Festival anmelden:

www.rocknraisefestival.de 

Alle die nicht bis zum Festival warten können oder wollen, empfehlen wir einen Besuch auf hermoney.de. Hier findet ihr exzellente Erklärung zu unterschiedlichen Finanzthemen, Finanztipps speziell für Mütter und Familien und spannende aktuelle Nachrichten aus der Finanzwelt, verständlich aufbereitet:

www.hermoney.de 

Finanztipps für Mamas, rechtliches für den Wiedereinstieg, Unternehmensgründung als Mom, Accelerator Programme, Family-Work-Life-Balance und noch viele weitere Themen gibt's zwei Abende lang beim Rock'n'Raise Festival für Working Moms!

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