Vor kurzem unterhielt ich mich mit einem Bekannten, über den Personalbedarf in seinem Unternehmen. Er beschrieb eine vakante Stelle, die viel Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Sorgsamkeit aber auch Kreativität und Know-How in einem eher technischen Bereich forderte. „Ich kenne DIE ideale Besetzung für Euch!“, platze es aus mir heraus. Ich dachte an eine Mutter, die ich bei einem unserer Mama Meetings kennengelernt hatte. Die suchte zwar nicht aktiv nach einem neuen Job, hatte aber erzählt, dass sie seit ihrer Rückkehr aus der Elternzeit unterfordert war, nur redaktionell arbeiten sollte, obwohl sie sich für die technischen Aspekte ihres Jobs stärker interessierte. Ich wollte sie meinem Bekannten beschreiben, doch kaum hatte ich gesagt: „Ich kenne eine Mutter, die P-E-R-F-E-K-T für Euch wäre“ unterbrach er mich mit den Worten: „Wir hätten lieber jemanden, der jung und hungrig ist.“

 

Boom, fiel meine Kinnlade auf den Parkettboden. Jung und hungrig? „Moms sind hungrig, mein Lieber!“ fasste ich mich schließlich. „Und jung ist ja relativ. DU bist auch nicht mehr der Jüngste!“

„Ich will die Stelle ja auch nicht machen, sondern besetzen,“ antwortete er. „Am liebsten mit jemanden, der frisch von der Uni kommt, der was reißen will, der so richtig ehrgeizig ist.“

„Der, der, der…. ah, du hättest also lieber einen Mann“, ich verschränkte die Arme und schaute empört zur Seite.

„Nein, auch eine Frau wäre super für die Stelle“, seine Hände hielt er verteidigend in die Luft.

„Aber keine MOM, nicht wahr?“ fragte ich gefasst.

 

Schweigen folgte. Er senkte den Blick zu Boden. „Nicht unbedingt“, murmelte der Mensch, den ich bis dato für aufgeschlossen gehalten und zu jedem Scheiß bereit gekannt hatte. Im dritten Stock auf den Nachbarbalkon springen, um Grillkohle zu klauen, war kein Ding, aber eine kompetente, hochqualifizierte Mutter für einen Job vorzuschlagen, das war ihm zu riskant.

 

„Alter! Was ist denn das Problem? Jung und hungrig passt total auf meine Bekannte. Gerade, weil sie nach der Elternzeit in ihrem alten Job nur als Aushilfe abgestellt ist, ist sie hungriger als jeder Frischling“, verteidigte ich meine Bekannte, als ging es um ihr Leben.

„Ja, aber jemand ohne….“ er zögerte und wählte dann das F-Wort „… Familie, hat kein Problem damit auch mal länger zu bleiben und noch ein bisschen mehr zu machen.“

„Und ein bisschen länger im Büro rumzupimmeln und die Gratissnacks zu futtern“, korrigierte ich ihn. Bitte! Wir sind doch alle schon mal lange geblieben um abzuhängen oder mit dem süßen neuen stellvertretenden Personalleiter zu flirten.

 

„Eine Mom arbeitet effizient und flott und kriegt alles bis zum Feierabend fertig, was getan werden muss.“ Ich war noch lange nicht fertig mit meinem Plädoyer. „Außerdem bringt sie Erfahrungen mit und ist schneller eingearbeitet. Sie ist pflichtbewusst und zuverlässig, weil es für sie nicht nur darum geht einen coolen Job zu haben, sondern sie ihre Kids ernähren muss. Mehr Verantwortungsbewusstsein geht nicht.“

„Und die Kinder zieht sie vor, was ich auch total verständlich finde, darum wäre sie nicht so committet zum Unternehmen“, versuchte er mich nochmal zu unterbrechen. Schwerer Fehler. Meine Fäuste ballten sich schon, während meine Mittelfinger sich spreizten und nach oben schossen.

„Weil man nur einem treu sein kann, oder was? Ganz für den Chef da oder für’s Kind? Muss der Chef noch gestillt und gewickelt werden? Hat er Probleme beim Durchschlafen und braucht seine Angestellte darum nachts um halb zwei?“ Mein Bekannter sah auf’s Handy, als wolle er sagen: Oh, schon spät, naja, tüddelüh, ich muss dann mal, zur nächsten Uni, jemanden rekrutieren, der jung und hungrig ist und sonst kein Leben hat. Ich sank zurück in meinen Stuhl und seufzte: „Ach, fick dich doch. Fickt euch doch alle.“

 

Das größte Problem daran: Er meint es nicht mal böse. Er hat einfach Vorurteile. Er ist nicht das Problem. Nicht allein zumindest. Es muss etwas gegen diese Vorurteile getan werden. Mittelfinger heben und Fick dich rufen, ist leider nicht die beste Strategie. Wir brauchen einen besseren Plan. Und daran arbeiten wir von Mama Meeting dieses Jahr. Wir bauen uns einen Working Mom Karriere Masterplan! Und mit welchen Vorsätzen startet ihr ins Jahr 2019? Erzählt uns mehr zu Eurem Plänen auf Facebook und Instagram!

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