Schnell noch eine Packung ergattern. Nehmen, was noch da ist. Hauptsache hamstern! Angst und Panik steuern während der Corona-Pandemie die Konsumentscheidungen in den Supermärkten von Bayern bis Schleswig-Holstein. Wurde dank Fridays For Future vorher noch zweimal hingeschaut, ob es zu den Nudeln in Plastikfolie nicht auch eine Alternative in Papier, oder sogar die Möglichkeit gibt, in einem Unverpackt-Laden einzukaufen, gilt gerade nur das Credo: Mitnehmen! Ist der bewusste Konsum damit nun auch in die Quarantäne verbannt? Oder können wir etwas tun, um in der Corona-Krise nicht mehr Müll anzuhäufen, als die Entsorgungsbetriebe wegschaffen können, die vielerorts auch mit reduzierten Mitarbeiterzahlen dastehen?

Lea Maria, aka familie_nachhaltigkeit auf Instagram, stellt sich diese Fragen schon lange. Mit ihrer Familie lebt sie darum plant-based, kauft saisonal und regional und versucht maximal auf Müll und insbesondere Plastik (auch wiederverwendbares) zu verzichten. Wir haben sie darum dazu befragt, wie ihre Vorratsschränke gerade aussehen und uns Tipps geholt, um mit wenig Müll, durch die Ausgangssperren zu kommen.

Foto: Lea Maria von familie_nachhaltigkeit

Liebe Lea Maria, die Deutschen hamstern gerade als gäbe es hier eine Hungerkrise statt einer Corona-Pandemie. Wie sehen Deine Vorratsschränke normalerweise aus und aktuell?

Ich habe immer etwas an Vorrat da, weil bei uns  sich oft Besuch spontan ankündigt und ich nur einmal in der Woche einkaufen möchte. Außerdem habe ich einen Garten, wovon ich vieles einkoche oder einlege. Aktuell kaufe ich nicht mehr wöchentlich ein, sondern plane es nur noch alle zwei Wochen (weniger Kontakt mit anderen Leuten), so dass ich ein kleines bisschen mehr Vorräte da habe. Ich versorge auch aktuell meine Schwiegereltern mit, so dass da nun etwas mehr zusammen kommt als normal.

Du kaufst und kochst fast ausschließlich regional und saisonal. Kannst Du diese Strategie in den aktuellen Zeiten weiter verfolgen?

Pfeffer, Bananen, Kaffee … auf manche Dinge möchten meine Familie oder ich nicht verzichten. Aber ja, das kann ich so beibehalten: statt dem Wochenmarkt gibt es nun eine Kiste von einem regionalen Bauern.

Leere Regale triggern in unseren Köpfen Mechanismen, die uns dazu bringen, Dinge in den Einkaufskorb zu legen, die wir sonst links liegen gelassen hätten. Hat bewusster Konsum da, aus Deiner Sicht, überhaupt noch eine Chance?

Vielleicht kann man es anders sehen: Wenn ich nicht sofort los kann und einkaufen kann, vllt gebe ich mich mit dem zufrieden was ich habe? Vielleicht frage ich mich öfters: Brauche ich das wirklich? Dann sind wir wieder beim bewussten Konsum.

Bild: familie_nachhaltigkeit

Entsorgungsbetriebe haben in vielen Regionen bereits eingeschränkte Müll-Abhol-Pläne für die Krisenzeit herausgegeben. Wie viel Müll hat Deine Familie normalerweise? Was macht ihr regulär zur Müllvermeidung?

In der Regel haben wir einen 3/4 Sack voll Plastikmüll im Monat, die kleine Restmülltonne (lassen wir nur alle 4 statt 2 Wochen leeren und selbst da ist sie meist nur halb voll), eine etwas kleinere Papiertonne (unser Laster) und die kleinstmögliche Biotonne, die normal voll wird.
Wir kaufen im Unverpacktladen, auf dem Wochenmarkt und im Biomarkt ein. Viele “Basis”sachen, wenig verarbeitetes. Nicht nur, weil man stark verarbeitete Sachen meistens in Plastikverpackungen findet, sondern weil diese auch ins Geld gehen und gesundheitlich nicht wirklich vorteilhaft sind. Vieles gibt es in Gläsern, die ich entweder wieder benutze  oder zum Unverpackt Laden bringe, ein.
Aber ganz “Zero Waste” schaffen wir es nicht.
Bild: familie_nachhaltigkeit
Bild: familie_nachhaltigkeit
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Welche drei Empfehlungen für weniger Müll kannst Du uns geben, die wir jetzt in der Krise direkt mal umsetzen sollten?

Mit der Frage: brauche ich das wirklich? erledigt sich schon meistens ganz viel. Ansonsten kann ich noch schauen, ob ich einen Bauern aus der Region mit einer Abokiste unterstützen kann. Diese kann oftmals kontaktlos zugestellt werden. Auch Trockenprodukte oder Lebensmittelrettung kann man gut online einkaufen. Plant man das geschickt, reicht es auch, wenn man dann nur alle 3-4 Wochen dort bestellt. Nicht jede Person oder Familie funktioniert natürlich gleich, daher kann ich nur von meiner Sicht aus sprechen und die Erfahrungen weiter geben, die wir machen.

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