Es gibt Momente, da möchte ich zu meinem Kind und auch zu allen anderen sagen: Ich bin Mama, aber ich bin auch immernoch ich. Und ICH möchte jetzt gerne mal wieder über das anderes sprechen. Das ist aber gar nicht so einfach, habe ich gemerkt. Denn Babythemen sind ein Teufelskreis!
Weintrinken und Häppche statt Windelwechseln und Hoppe-Hoppe-Reiter
Handy, Schlüssel und Babyphone zur Hand erfreute ich mich auf der Geburtstagsfeier meiner Nachbarin der Tatsache, dass das Kind brav nebenan in seinem Bett lag. Nachbarschaftspartys sind die besten Partys für junge Eltern. Denn hier fällt der Spagat zwischen Wohl-des-Kindes und Wohl-der-Eltern am leichtesten. In unter fünf Minuten sind Mama und Papa im Schreifall zur Stelle. Dennoch betritt man mit der fremden Wohnung ein nahegelegenes Paralleluniversum.. So dachte ich zumindest.
Wenn das Baby(thema) laufen gelernt hat, gibt’s kein Stoppen mehr
Das Babyphone auf dem Stehtisch enttarnte mich. “Ah, ein Seitenschläfer!”, begann der Herr neben mir eine Konversation und deutete auf den kleinen High-Tech-Monitor. “Unserer auch.” Da standen wir, beide Eltern. Und von da an ging es den schnöden Pfad der Kinderthemen bergab, wie ein reißendes Gewässer. Mein Weinglas war noch halbvoll, da kannte ich das Schlafverhalten seines Sohnes von Geburt bis dato. Um auch etwas beizutragen, erklärte ich, dass mein Kind so früh wie heute sonst nie ins Bett geht. Weiter ging es seinerseits mit der Story des Kinderwagens. “Wir haben uns für das Set von Cybex entschieden. So können wir einfach die Babyschale auf den Kinderwagen setzen. Das ist ja sooo praktisch!”, erfuhr ich und heuchelte ein begeistertes “Wow!”, während ich dachte: “Kinderwagen und Babyschale gehen zusammen? Das findest du schon toll? You know nothing, Jon Snow!”
Erwartungshaltung statt Entwicklungsstufen
Dabei hatte ich es mir vorher so schön vorgestellt: Wein, tolles Essen und endlich mal wieder ANDERE Themen als Babyanschaffungen und Entwicklungsstufen. Als ich das Erlebnis einige Tage später einer guten Freundin ohne Kind schilderte, fragte sie: “Worüber hättest du denn gerne gesprochen?” “Naja, über, naja, ANDERES!”, versuchte ich mich rauszureden und stellte fest: Ich war Teil des Problems.
Für den nächsten Abend mit Freunden, habe ich darum eine Do’s und Don’ts-Liste:
Don’t: Auf’s Babyphone starren, als liefe darauf gerade das WM-Finale.
Do: Babyphone dezent neben mir parken und den Signalton auf Maximum stellen. Reicht auch.
Don’t: Die Babythemen anfeuern. Er erzählte von seinem Kind, ich von meinem und schon lief das Kind(ergespräch).
Do: Selbst einfach das Thema wechseln. Wenn ich möchte, dass man mit mir über etwas anderes als Kinder spricht, sollte ich nicht selbst darüber sprechen wie, wann und wie lange mein Kind (nicht) schläft.
Don’t: Begeisterung vortäuschen. Führt weder beim Babys Machen, noch beim über Babys Reden zum gewünschten Ergebnis.
Do: Meinem Gesprächspartner zu seiner guten Konsumwahl gratulieren und mit einer netten Frage zu einem anderen Thema wechseln.
Und damit kam ich zu meinem wichtigsten Learning diese Abends:
Don’t: Erwarten, dass mich andere mit Themen, die exakt meine Interessensgebiete treffen,entertainen.
Do: Mich selbst daran erinnern, dass ich nicht nur Mama bin, sondern mich für Essen, Politik und Literatur begeistere und dazu was zu sagen habe.
Was habt ihr an Euren “Babyfreien Abenden” schon alles erlebt? Erzählt uns davon in unserer Facebook-Community. Wir freuen uns auf eure Stories! https://www.facebook.com/pg/mamameeting/community/