Nie unter Zeitstress, immer ein Lächeln auf den Lippen, erfolgreich im Job, glücklich spielende Kinder und die perfekte Ehe. Gerade auf Social Media sind wir täglich mit Bildern konfrontiert, die uns daran zweifeln lassen, ob wir unseren Job als Mama gut machen. MMBC-Member Alexandra Hampel ist Coach für Familienkrisen und hilft Working Moms dabei ihren individuellen Erziehungs- und Lebensstil zu finden, und dabei auf ihre Intuition und die Bedürfnisse ihrer Kinder zu hören. Im Interview hat sie unserer Redakteurin Bianca Dukart erzählt, wie aus Herausforderungen Krisen werden und was man dann tun kann.
Liebe Alexandra, Du bist Mama, Coachin mit Schwerpunkt auf Lebenskrisen, Angst und Panikattacken. Stell Dich gerne in 3-4 Sätzen vor.
Mein Name ist Alexandra Hampel, ich bin 37 Jahre alt und selbst Mama von zwei Jungs im Alter von 2 und 5 Jahren. Ich habe nunmehr 15 Jahre Berufserfahrung in verschiedensten pädagogischen Bereichen gesammelt und bin seit einem Jahr mit meinem eigenen Business selbstständig tätig. Ich habe Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie studiert und meinen Schwerpunkt auf den Bereich der Familienproblematiken gelegt.

Wie bist Du zur Coachin geworden? Was treibt Dich als Coachin an? Hast Du eine Vision?
Ich habe lange mit dem Gedanken gehadert, mich selbstständig zu machen als Coachin. Nachdem ich das Gefühl hatte, genügend Erfahrungen und Expertise gesammelt zu haben im pädagogisch-psychologischen Bereich, habe ich den Schritt aus der Elternzeit herausgetan und ihn bisher nicht einen Moment bereut. Bei meinen bisherigen Arbeitgebern, war es nie möglich mich komplett auf einen Fall einzulassen und diesen von vorne bis hinten an die jeweilige Thematik anzupassen, dies kam im Angestelltenverhältnis durch verschiedene Regularien immer wieder für die Klienten zu kurz. Deshalb war es mir wichtig ein Konzept auf den einzelnen Fall zugeschnitten zu entwickeln und durchzuführen. Zudem gibt es selten auf dem freien Markt Coaches, die wirklich einen fundierten Background haben, ich wollte die entsprechende Expertise mitanbieten. Mein Antrieb sind die Kinder und Eltern, aber auch die Lehrer die entspannter aus Gesprächen mit mir gehen und nicht mehr das Gefühl haben, allein gelassen zu werden mit ihren Problematiken. Im Rahmen meines Coachings beschränke ich mich nicht nur auf Gespräche, sondern es wird gearbeitet mit verschiedensten Settings/ Personenkreisen (Schulen/Kitas) und ich nutze diverse pädagogische Tools. Meine Vision ist es Eltern wieder das Gefühl zu geben, auf ihr Bauchgefühl hören zu dürfen und sich nicht von allerhand sozialen Medien und Erziehungstipps verunsichern zu lassen. Mein Ziel ist es Erziehung in der Familie aber auch in staatlichen Institutionen an die heutige Zeit anzupassen. Dies ist im Laufe der letzten 15 Jahre verloren gegangen. Die Digitalisierung sowie der demographische Wandel sind nur zwei Punkte, die zu straken Veränderungen in der Familie geführt haben. Viele von uns sind mit diesen Faktoren überfordert und wissen nicht mehr so recht wie man Erziehung anpasst oder gar umsetzt.

Du bietest unterschiedliche Schwerpunkte in Deinem Coaching an und richtest Dich an unterschiedliche Adressaten. Welche sind das? Wer sind Deine Klienten?
Hauptsächlich bekomme ich im ersten Schritt Anfragen von Eltern, die das Gefühl haben mit ihrem Kind ist etwas nicht okay. Es wäre nicht sozial kompatibel. Im zweiten Schritt ist es jedoch oft so, dass die Eltern selbst auch Coachingstunden in Anspruch nehmen möchten und ich auch mit jeweiligen Institutionen wie Schule oder Kita ins Gespräch gehe. Auch kommen vermehrt Anfragen von Kitas die gerne Schulungen machen möchten, in Bezug auf Selbstbewusstseinsstärkung mit Kindern und das Thema Umgang mit Eltern. Man stellt vermehrt fest, dass man heutigen Anforderungen nicht mehr so leicht gewachsen ist. Dies ist ein Thema was unsere ganze Gesellschaft betrifft und auch unsere Bildungslandschaft bekommt dies mehr und mehr durch die Inklusion zu spüren. Es gibt ganz tolle pädagogische Mitarbeiter, die aber einfach für bestimmte Bereiche, nie geschult wurden. Dennoch wird auch von Pädagogen in der heutigen Zeit einiges mehr abverlangt als früher. Deshalb versuche ich soweit es meine Zeit zulässt allumfassend zu unterstützen.
Mit welchen Ängsten und Krisen haben Eltern Deiner Erfahrung nach oft zu tun? Und wie kannst Du ihnen helfen, diese zu überwinden?
Tatsächlich haben die Eltern oft, wie vorhin schon genannt das Gespür und Gefühl für Erziehung verloren. Es herrscht Verunsicherung und dadurch fehlen den Kindern häufig klar kommunizierte Regeln. Zudem wird der Druck von oben weitergegeben. Wenn die Kinder in der Schule oder Kita „nicht funktionieren“, wird dies oft an die Eltern abgegeben ohne gemeinsam eine Lösung zu suchen. Zudem sind es vor allem die Mütter, die oft von Ängsten überrollt werden. Viele Mütter wissen nicht wie sie den Spagat zwischen Mamasein/Hausfrau/Ehefrau und dann noch Arbeitnehmerin unter einen Hut bekommen sollen. Da kommt der demographische Wandel ins Spiel, es sind öfter die Mütter/Familien ohne Großeltern am Wohnort betroffen von Überforderung. Zudem macht es das „Momshaming“, dass einem auch beim Babyturnen oder auf dem Spielplatz begegnet nicht besser sich in seiner Rolle wohlzufühlen. Ich analysiere die Familiensituation und biete den Eltern Gespräche an. Diese werden im Vorfeld sehr akribisch vorbereitet damit ich für die Familien passende Konzepte erstellen und dann im zweiten Schritt auch mit Ihnen umsetzen kann. Ich arbeite oft mit Plänen aber auch mit Schaubildern und manchmal kam es auch schon zu gruppendynamischen Rollenspielen. Wichtig ist für mich das die Familien gestärkt aus einem Coaching hervorgehen und gelernt haben etwas umzusetzen. Die Nachhaltigkeit meines Coachings zeigt sich dann im weiteren Familienleben. Wenn ich aber feststelle, dass meine Arbeit nicht reicht und es wichtig ist noch andere Fachstellen miteinzubeziehen, bekommt man die Unterstützung von mir an Fachstellen angebunden zu werden. Mir ist es wichtig authentisch zu sein und dazu gehört auch, zu erkennen wann ich nicht mehr weiterhelfen kann und woanders Hilfe geholt werden muss.
Thema Kinder und Jugendcoaching: Wie sieht ein Coaching aus? Mit welchen Problemen kämpfen die jungen Klienten?
Meine jungen Klienten kämpfen oft mit Themen wie Ausgrenzung und Mobbing in der Schule/Kita. Schwaches Selbstbewusstsein, Ängste und Depressionen sind die Folgen sowie Rückzug aus der Familie. Viele Kinder und Jugendliche möchten diese Themen nicht mit ihren Eltern besprechen um ihnen keine Sorge zu bereiten und aus Scham. Oft sind überreizte Kinder bei mir, die sich selbst nicht mehr spüren und dies im Außen suchen. Mir fällt immer wieder auf, dass viele dieser Kinder keine Hobbys haben und Mediensucht immer häufiger thematisiert wird. Zudem haben die Kinder, das Vertrauen in ihre Eltern verloren und es finden kaum Gespräche statt. Beide Seiten haben verlernt aufeinander zuzugehen. In meinen Coachings gibt es immer erst ein Erstgespräch um zu sehen, ob die Chemie stimmt. Danach wird auch hier ein bestimmtes Programm individuell von mir ausgearbeitet und die Coachings finden einmal die Woche statt. Wir machen immer wieder etwas anderes, ein Kind malt gern und kann hierbei offener erzählen, ein anderes macht mit mir Rollenspiele und darf mich auch schonmal anbrüllen um seinen ganzen Frust loszulassen und dann entladen mit mir zu besprechen wie es in ihm aussieht. Wir machen auch Ausflüge zur Skaterbahn, da bei sehr aktiven Kindern die Bewegung der Schlüssel zum Gespräch ist, usw.

Wo siehst Du oft das Problem in der Familie, wenn ein Kind auffällig ist und zu Dir in das Coaching kommt?
Es gab noch nie den Fall, das es kein Problem in der Familie gab. Bisher haben immer mehrere Faktoren zusammen zur Problematik geführt und grundsätzlich sollte es auch ganz normal sein, Reibungspunkte in der Familie zu haben. Unnormal wäre es, wenn es dies nicht gibt. Sobald man sich jedoch über einen längeren Zeitpunkt in der Familie nicht mehr wohlfühlt, ist es einfach sinnvoll ein paar „Stellschrauben“ neu zu justieren und wertvoll ist es immer, wenn Eltern erkennen das ihr Kind leidet und eine Lösung suchen.
Ich möchte bei Dir ein Coaching in Anspruch nehmen. Wie sehen die ersten Schritte aus?
Du rufst mich an oder schreibst mir eine E-Mail und wir vereinbaren ein erstes kostenloses Beratungsgespräch, danach schauen wir beidseitig ob die Chemie stimmt und ich das Problem behandeln kann. Danach vereinbaren wir Sitzungstermine, diese können auch Online stattfinden. Bei Kindern unter 12 Jahren sehe ich von Onlineterminen ab. Mir ist es jedoch meist am liebsten die Klienten vor Ort zu haben, dies ist meist zielführender, weil ein anderes Setting oft schon die Situation verändert.

Welche Tipps möchtest Du (werdenden) Muttern und Familien mitgeben?
Sich nicht verrückt machen zulassen von den vermeintlich perfekten „Instagram-Familien“ und weiter auch sich selbst treu zu bleiben. Jeder von uns ist ein anderer Typus und muss seinen eigenen Weg finden. Ich persönlich habe es bereut nicht nach der Elternzeit meines ersten Kindes ein Coaching in Anspruch genommen zu haben, da ich selbst mit der neuen Situation (Arbeit/keine Großeltern etc.) total überfordert war und mein Gefühl zu sehr übergangen habe. Im Nachhinein hätte es Einiges erleichtert diese Ängste und Sorgen abgeben und thematisieren zu können. Ich wünsche vielen Familien diesen Schritt rechtzeitig gehen zu können und sich anstatt dem Friseurbesuch (der ist auch wichtig um etwas für sich zu tun😉) aber auch der Seele, Wellness zu gönnen.
Vielen Dank für das spannende Gespräch. Mehr über Alexandra Hampel findest du im Mama Meeting Business Club und auf ihrer Webseite.