Im Contest um richtig gute Leute, reicht es nicht mehr aus, dass Unternehmen mit hohen Gehältern winken. Unsere Generationen will lieber jeden Tag ein neues Abenteuer statt stetiger Sicherheit bis zur Rente. Gutes Karma statt hohem Kontostand. Familienfreundlichkeit statt Opferbereitschaft für die Firma. Kurzum, wir wollen ein neues Arbeiten. Und genau das verspricht das Buzzword „New Work“.

Warum muss man Arbeit denn jetzt neu machen? Haben wir nicht noch was im Tiefkühler zum Auftauen?

Den Begriff der neuen Arbeit hat sich der 1930 geborene australisch-amerikanische Sozialphilosoph Frithjof Bergmann einfallen lassen. Seine großes Werk „Neue Arbeit, neue Kultur“ ist von 2004. Also so frisch nun echt nicht. Aber gerade in unserer Wirtschaftswelt braucht es manchmal richtig lange, bis sich rumgesprochen hat, dass es was Neues gibt. Darum jetzt am Ende der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts hier nun die die brandneue „New Work“.

War die alte Arbeit kaputt?

Tatsächlich ja! Die Regeln und Rituale, nach denen viele Menschen in unseren Gesellschaft arbeiten sind nicht mehr zeitgemäß. Viele der Gewohnheiten unserer Arbeitswelt, die wir für gegeben ansehen, werden einem Mann zugeschrieben, der vor zwei Jahrhunderten (!!!) auf die Welt kam. Henry Ford wird noch heute von Ökonomen zitiert, wenn es um Arbeitsmoral und Unternehmervorbilder geht. Besonders famous gefeiert, wird er für die Einführung der 40 Stunden-Woche. Wohhoo. Damals (Anno Anfang des 20. Jahrhunderts) war das New Work, weil alle vorher sechs statt fünf Tage die Woche in der 48-Stunden-Woche geackert haben. Ford hat zusätzlich zur Arbeitszeitreduzierung auch noch die Gehälter hochgeschraubt, damit sich auch seine Mitarbeiter die selbst produzierten Produkte leisten könnten. What a man. Achja, Mitarbeiter ohne Innen, of course. Frauen und Moms haben zu dieser Zeit meistens trotzdem Vollzeit at home im Haushalt gearbeitet, ohne Gehaltsausgleich oder Kindergeld.

Können wir nicht einfach Ford all over again machen?

Yes! Sehr gerne! Ford hat die Arbeitsstunden reduziert und dafür die Gehälter angehoben. Eine gute Idee. Auch heute noch. Darum ist genau das im New Work Konzept wieder da! Hippe Start-Ups in den Hauptstädte schaffen die acht Stunden Woche bereits ab, nennen ihre MitarbeiterInnen nicht mehr MitarbeiterInnen, sondern KollegInnen oder sogar Family. Während das einige zum Jubeln bringt, hängen andere nostalgisch an ihren Prinzipien, mit der Emotionalität eines kleinen Kindes, dem man den Schnuller wegnimmt. Auch New Work wird es nie allen recht machen, aber scheint doch gerade für Working Moms ein paar richtig nette Vorteile in Petto zu haben. Hier sind unsere Favorits:

 

 

New Work ist die Präsenzkultur schnuppe – Moms auch! Was ein Match!

Wenn Du dank Smartphone ständig erreichbar bist und mobile oder am Laptop von überall auf der Welt, viele der Tätigkeiten eines Bürojobs erledigen kannst, warum dann an einem Schreibtisch festsitzen? “Muss das wirklich sein oder kann das weg?” ist eine häufige Frage, wenn New Work die Arbeitswelt aufräumt und so sieht man hippe New WorkerInnen in Cafés, auf Parkbänken oder einfach gar nicht, weil sie an schöneren Orten dieser Welt arbeiten. Das klingt verlockend, wenn man weiß, dass die empfohlene Bürogröße zwischen 8 bis 10 qm liegt und das zugleich der Referenzwert für die Auslauffläche eines Freilandhuhns ist. Und das Huhn hat Frischluft! Also raus aus der Präsenzkultur im Office und einfach da arbeiten, wo es gerade passt. Passt uns Working Moms sehr gut!

Keine Arbeitszeiten – Keine Trennung zwischen Business und Pleasure

Keine festen Arbeitszeiten und kein fester Arbeitsplatz sind Ideale des New Work Prinzips, auch aus dem Grund, dass sich Freizeit und Arbeitszeit hier annähern. Für Moms kann das gefährlich werden. Denn wir sind sowieso immer busy und kriegen schon beim Gedanken an Freizeit einen nostalgischen Sepia-Filter vor’s innere Auge. Freeiiiiizeit. Hachja. Damals. Wie war das noch, als man einfach mal einen ganzen Tag verkatert nix gemacht hat. Nix machen sieht New Work aber eigentlich auch nicht so richtig vor. Weil New Work die Arbeit so schön macht, dass man sich dazu nicht zwingt, sondern beim Gedanken an die To-Do-Liste schon freudig anfängt mit den Fingern zu zucken, könnte man auch einfach immer arbeiten. In dieser Hinsicht ist das New Work Arbeiten dem Mamasein der ähnlich. Man liebt es halt einfach. Warum sollte man es also zwischendurch lassen? Weil man von allen Dingen auch mal eine Pause braucht. New Workerin müssen sich darum genauso zu Auszeiten zwingen, wie Moms.

 

New Pay – Arbeiten dann doch nicht nur aus Liebe, sondern auch für Geld

Wie passt sich die Bezahlung von Mitarbeiterinnen der flexiblen Arbeitsweise an? Eine Lösung ist es, viele Lösungen zu haben. Statt einem festen Modell, auf das nun alle Unternehmen umsteigen, raten die Vertreterinnen der New Work Modelle dazu, konkreter auf die Umstände im Unternehmen einzugehen und eigene Gehaltsmodelle zu entwickeln. Viel stärker geht es dann um Leistung, aber auch darum für seine eignen Erfolge einzustehen. Das führt dazu, dass offen und realistisch darüber gesprochen werden muss, was der Wert Deiner Arbeit ist, wie Du zum Unternehmen beiträgst, was Du verdienen möchtest und was Du zum Leben brauchst. Das total neue daran: Deine KollegInnen werden an diesem Prozess beteiligt und reden bei dem Gehalt offen mit, und Du bei ihren. Das demystifiziert das Thema Lohn, aber ist auch ein Abschied an Branchen- und Tarifgehälter: Du kannst nicht sagen: Ich hab im letzten Unternehmen diese Summe verdient, ich habe so viele Jahre Berufserfahrung, laut Tabelle steht mir jetzt diese Summe plus 500 Euro mehr im Monat zu. Wer nach New Work und New Pay arbeitet, ist weit mehr selbstverantwortlich für seine Arbeit als ArbeitnehmerInnen in der “alten” Arbeitswelt. Letztlich hängt dann also viel davon ab, wie Du Deine eigene Leistung sichtbar machst. Statistisch sind Männern darin aktuell noch besser als Frauen, aber wir holen auf. Die Grundlegende Diskussion über den Wert von Arbeit gibt aber auch Raum nochmal darüber zu sprechen, wie viel deine Work als Mom zum bestehenden der Weltordnung beiträgt. Für Working Moms ist dieser Aspekt von New Work darum zugleich Herausforderung und Chance.

Augenhöhe – Mehr als nur ein Dutzen

Ein Punkt, der für den feste Gehaltsstufen entscheidend ist, ist die Hierarchie. Über Money und andere Marker, wie Einzelbüros, Größe des Büros, Anzahl von MitarbeiterInnen, insbesondere AssistentInnen und SekretärInnen, wird in Unternehmen kommuniziert wer an der Spitze der Nahrungskette steht. Wenn im New Work Kontext von Augenhöhe gesprochen wird, verbirgt sich dahinter das Einreißen dieser Modelle. Hierarchien braucht man in der New Work Welt nicht, weil nicht mehr die Da-Oben Verantwortung tragen für die Arbeit der, die unten worken. Bei New Work ist jeder verantwortlich und so kann man sich auch auf Augenhöhe treffen. Das führt zu einer Du-Kultur, zu offener Büroarchitektur, dazu, dass die GeschäftsführerIn neben dem Praktikanten sitzt und keiner Angst haben muss, seine Fragen an ein “hohes Tier” zu stellen. Die Idee dahinter ist wirklich nicht neu, aber doch nett, nämlich dass man unter Menschen arbeitet und sich auch so behandeln sollte.

Augenhöhe ist nice – Wellenlänge wäre noch besser

Wir haben viel zu tun und wir stecken da alle zusammen drin. Das erschließt sich aus einem Blick auf die New Work Bewegung. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, sprechen offen über Geld, kommen und gehen flexibel. Darum gilt es nach New Work sehr selbstständig zu arbeiten, aber dabei sehr rücksichtsvoll mit seinen Kolleginnen und Kollegen und allen anderen Menschen umzugehen. Wer New Work arbeitet, der spricht viel, direkt oder aber über moderne Medien, hat für sich geklärt, wann und wie er arbeitet und wann er frei hat und respektiert die Werte und Bedürfnisse der KollegInnen. Und an diesem Punkt wünschen wir uns als Working Moms noch ein weiteres Feature: Wellenlänge. Wir merken bei unseren Mama Meetings, wie wichtig der Austausch auf einer Wellenlänge ist. Ja, jeder sollte Empathie haben. Aber tatsächlich in dieser Realität zu stecken, ist noch mal eine ganz andere Experience. Und so ist es durchaus wichtig, nicht nur auf Augenhöhe zu arbeiten, sondern auch auf einer Wellenlänge. Dieser Begriff steht für uns für ein Verständnis für sich spontan ändernde Prioritäten, für eine Moms-help-Moms-Kultur, für die Abschaffung von Vorurteilen und die Anerkennung für die Leistungskraft von Working Moms unabhängig von ihrem Titel, ihrer Arbeitszeit und der Tiefe ihrer Augenringe.

Wer diese Wellenlänge selbst spüren will, ist herzlich bei unserem Mama Meeting zum Thema „Networking“ willkommen.

Mehr zu New Work Themen, wie Work-Life-Integration und Führen in Teilzeit findet ihr übrigens in unserem Buch „MOMTASTIC“.

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