Imme Scheit ist Unternehmerin und Mutter. In beiden Funktionen teilt sie sich Verantwortung und Zielsetzungen mit ihrem Ehemann. Damit lebt sie Jobsharing bzw. Topsharing im Berufs- und Familienalltag. Darüber, wieso sie sich für dieses Modell entschieden hat, wie die beiden Beruf und Familie als Unternehmer:innen-Paar vereinbaren und mit welchen Fragen sie im Alltag dazu konfrontiert werden, schreibt sie in ihrem Gastbeitrag:

Mit dem eigenen Partner gründen? Bei dieser Vorstellung zeichnet sich in vielen Gesichtern Skepsis ab.
Vermengt sich Berufliches und Privates dann nicht ganz krass?
Verbringt man nicht extrem viel Zeit miteinander?
Wird nicht alles noch intensiver, wenn man als Gründerpärchen zusammen Kinder hat?
Die Antwort auf alle Bedenken lautet: ja!
Und ich finde es großartig. Hier verrate ich, warum.
Der Funke zündet – Gemeinsam eine Familie und ein Unternehmen gründen
Mein Mann und ich haben lange vor der Gründung unseres Unternehmens über die Idee gesprochen, zusammen ein Produkt entwickeln zu wollen. Doch wie passen ein Informatiker und eine Geisteswissenschaftlerin beruflich zusammen?
Als wir Eltern wurden, meldete sich die leidenschaftliche Tagebuchschreiberin in mir. Ich wollte mehr als das hundertste bezaubernde Lächeln unseres Kindes fotografieren. Ich wollte das Gefühl verewigen, das mich bewegt, den Auslöser zu drücken. (In meinem TEDx Talk „Stories behind Pictures“ https://www.youtube.com/watch?v=JmTYWv-IYz4&t=5s erzähle ich, warum mir viele Geschichten in meinen Erinnerungsalben fehlen und warum ich genau das für meine Kinder anders machen wollte.)
Mein Mann und ich entwickelten das YAY Online-Tagebuch, zunächst ganz für uns. Doch es sprach sich schnell herum und fand viel Anklang im Freundeskreis. Wir beschlossen, YAY als Produkt zu launchen. Unsere Vision: Alle Familien sollen Erinnerungen für ihre Kinder so festhalten können, dass sie noch in dreißig Jahren gemeinsam über Geschichten von heute nachdenken und lachen können.
Diese gemeinsame Mission schweißt meinen Mann und mich enger zusammen, als jeder andere Job es könnte. Unsere Leidenschaften für verschiedene Fachbereiche beweisen sich als komplementär.
Funktioniert doppeltes Topsharing? – Topsharing als Unternehmer:innen und Eltern
Als Eltern mit Startup teilen wir uns doppelt die Spitze. Jeder von uns kümmert sich um Familie UND Firma, und zwar mit klaren Aufgabenfeldern. Das heißt, wir treffen zwar viele Entscheidungen zusammen, aber jeder hat sein eigenes Hoheitsgebiet.
Reden wir den ganzen Tag von der Firma und unseren Kindern? Ja! Beides inspiriert sich gegenseitig. Diese Erfahrung hat uns noch enger zusammengeschweißt.
Haben wir niemals Feierabend als Unternehmer:innen und Eltern?
Wer ein eigenes Unternehmen aufbaut, weiß, dass die intrinsische Motivation für das eigene Unternehmen ganz besonders hoch ist. Wir sprechen auch am Wochenende über Kundenwünsche, Bugs und Ideen. Aber abends ist trotzdem Feierabend, denn mit unseren beiden Kindern am Tisch kommen wir ohnehin nicht zu Wort. 😉
Übertragen wir Konflikte, wenn wir Eltern sind zusammen arbeiten?
Ein häufiges Bedenken bei einer Gründung mit dem Partner ist, dass Konflikte aus dem persönlichen in den beruflichen Bereich übertragen werden und vice versa.
Das kommt bei uns tatsächlich selten vor. Unser Geheimnis ist, dass wir zeitnah klären, was uns auf dem Herzen liegt, so dass Konflikte gar nicht erst hochkochen. Das Fundament unserer Beziehung ist gleichzeitig das Fundament für unsere Firma.


Was braucht es für einen gemeinsamen Gründungserfolg als Eltern?
Aus meiner Sicht gibt es drei Erfolgskriterien:
- Eine gemeinsame Vision für Business & Familie:
Was macht uns glücklich? Wie wollen wir leben? Mit welchen Werten sollen unsere Kinder aufwachsen? Wie spiegelt sich das in unserer Arbeit nieder? - Eine klare Struktur im Alltag:
Wer kümmert sich um was? Wer arbeitet wann? Wer spielt die Feuerwehr, wenn die Kita anruft, weil ein Kind abgeholt werden muss? - Ein tiefes Verständnis füreinander:
Unabdingbar ist das Verständnis darüber, dass die Liebe in der Partnerschaft unabhängig vom Erfolg des Startups ist.
Mein Mann und ich sind oft unterschiedlicher Meinung und verfolgen verschiedene Denkansätze. Nicht verwunderlich bei derart unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, nicht wahr?
Doch wenn es um Familie & Startup geht, sind wir immer „on the same side“.
Das heißt: Wenn Plan A nicht klappt, versuchen wir eben Plan B. Und zwar gemeinsam.
Solltest du es wagen zusammen mit Deinem Partner zu gründen?
Starte mit einem Side Hustle und probiere es aus. Du wirst dabei viel über deinen Partner und dich lernen. Mein Mann und ich haben durch unser Startup eine ganz neue Form des Verständnis füreinander gewonnen. Allein deswegen lohnt sich der Versuch.
Imme Scheit ist Co-Gründerin von YAY
YAY ist das personalisierbare Online-Tagebuch für private Familienabenteuer, ausdruckbar als Fotobuch & PDF. Für Erinnerungen, die in vielen Jahren noch Geschichten erzählen.