MMBC-Member Miriam Wolfrum weiß, dass Veränderungen nicht immer leicht fallen, weder Einzelpersonen, noch Unternehmen und noch etablierten Industriesparten. Darum begleitet, unterstützt und gestaltet sie Change Prozesse in den unterschiedlichen Dimensionen, mit ihrem Know-How als Changemakerin und in ihrem Job als Talent & HR Managerin bei einem Start-Up mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien. Mit MM-Redakteurin Bianca Dukart hat sie darüber gesprochen, was sie am stetem und ständigen Wandel zu reizt:

Miriam Wolfrum, MMBC-Member, Talents & HR Managerin

Beruflich bist du in einem neuen Job als Talent & HR Managerin tätig. Was sind deine Kernaufgaben und deine Herausforderungen?

Zusammen in einem kleinen Team bauen wir den gesamten HR-Bereich in dem Start-Up auf. Das macht den Job so spannend und herausfordernd zugleich. Neben dem Aufbau des Bereichs und damit auch die Entwicklung von Personal- und Organisationsentwicklungsstrategien, gehört auch das Recruiting zu meinen Kernaufgaben. Sprich das Suchen und Finden engagierter Menschen, die die Passion haben das Thema „Erneuerbare Energien“ in Deutschland maßgeblich voranzubringen. Das Wachsen einer jungen Firma bringt natürlich auch Herausforderungen mit sich. Ich vergleiche das gerne mit der Entwicklung von uns Menschen: wenn Firmen in die „Pubertät“ kommen, bringt das viele tolle Aspekte mit sich, aber manchmal eben auch Chaos, Unsicherheiten, Ambivalenzen und Spannungen. All diesen Punkten begegne mit einer positiven Grundhaltung, sie gehören zum Reifeprozess dazu und bringen viel Entwicklungspotenzial mit sich. Um das zu entfalten, braucht es uns als Team, die tagtäglich daran arbeiten Strukturen und Kulturen so aufzubauen, dass der Raum dafür entsteht und die passenden Menschen eingestellt werden. Das macht den Job so vielseitig und abwechslungsreich. 

Du bist davor als Changemanagerin tätig gewesen. Wie beginnt so ein Prozess im Unternehmen und welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein? Gibt es diesbezüglich auch drei Tipps von dir, die du unseren Community Unternehmerinnen und Selbstständigen mitgeben möchtest? Gerne auch deine persönlichen Learnings.

Veränderungsprozesse gehören zum Leben dazu und wenn wir genau hinschauen, begegnen wir ihnen täglich. Heutzutage ist der Begriff in vielen Organisationen negativ konnotiert, was ich sehr schade finde, denn in Veränderungen, in Change Prozessen, stecken so viele Chancen und Potenziale. Im Rahmen meines vorherigen Jobs ging es viel um das Thema der „agilen Organisationsentwicklung“. Agilität ist heutzutage als Begriff in der Wirtschaft, besonders in der New Work Szene, nicht mehr wegzudenken und Organisationen kommen meiner Meinung nach nicht drumherum darüber nachzudenken, was das für ihren jeweiligen Kontext bedeutet. So auch in der Organisationsentwicklung, das heißt sie müssen sich den Fragen stellen: Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Wie wollen wir uns, bzw. unsere Teams, strukturieren? Ist zum Beispiel die klassische Hierarchie in Form der Pyramide noch zeitgemäß? Wie können die Mitarbeitenden selbstverantwortlich, effizient und flexibel arbeiten, ihre Expertise sinnvoll, sachgerecht und für sie sinnstiftend einsetzen? Für die Beantwortung der Fragen und damit das Anstoßen eines Veränderungsprozesses brauchen wir einen Blick in den Ursprung der Organisation: der Gründung, der Motivation zur Selbstständigkeit, sprich die Frage nach dem Purpose. Warum braucht uns die Welt? Er dient als innerer Kompass, der uns in guten als auch in herausfordernden Zeiten, Orientierung gibt. Erst danach kommen, quasi als Steuerungskonzepte, die Vision, die Strategie, Ziele und Taktiken. Mein Tipp ist, sich wirklich Zeit zu nehmen für die Beantwortung der Frage nach dem Purpose und der klaren, präzisen Formulierung. Genau das ist manchmal gar nicht so einfach, vor allem wenn man schon so tief im (Unternehmens-)alltag drin ist. Da kann externe Unterstützung sehr hilfreich sein. Im nächsten Schritt folgen die Ableitungen, sprich was bedeutet der Purpose konkret für jede und jeden im Arbeitsalltag. Am effektivsten lassen sich Veränderungen durch verändertes Verhalten (im Alltag) bewirken. Dies gelingt am einfachsten mit Hilfe kleiner Tools, die spielerisch und wirkungsvoll, neue Verhaltensweisen einführen, alte Muster durchbrechen und so Veränderungen, sprich neue Gewohnheiten, etablieren. Die können iterativ auch immer wieder überprüft oder angepasst werden. 

Welche Erfahrungen hast du gemacht, besonders hinsichtlich möglicher Hürden während Veränderungsprozesse? Würdest du sagen, dass ein Veränderungsprozess viel mit Vereinbarkeit zusammenhängt?

Nicht allen fällt es leicht Veränderungen zu sehen, anzuerkennen und dann auch zuzulassen. Das heißt Menschen fangen gegebenenfalls an, gegen die Veränderungen zu kämpfen. Das Verlassen des Gewohnten kann sehr überfordernd sein und sollte gut begleitet werden. Wichtig ist auch da wieder der Purpose, der Halt und Orientierung gibt. Gleichzeitig ist es auch wichtig, die Veränderungen in kleine „Häppchen“ aufzuteilen und so greifbarer und somit „verdaulicher“ zu machen.

Ich glaube die Akzeptanz und der Umgang von und mit Veränderungsprozessen ist der Schlüssel für Vereinbarkeit. Wenn ich für mich individuell oder auch als Organisation entschieden habe Vereinbarkeit zu leben, bedeutet das auch automatisch Veränderungsprozesse anzustoßen und diese jeden Tag zu leben, um mehr Vereinbarkeit zu erreichen. Unser Leben, erst recht in einer Familie, ist nicht vorhersehbar und so muss ich jeden Tag aufs Neue auf Veränderungen (Kita, Krankheit, Partner/in, Elternpflege, …) reagieren. Wenn ich hier als Organisation, aber auch als Selbstständige, die Haltung und die Strukturen so geschaffen habe, dass individuell auf die jeweilige Situation reagiert werden kann, lebe ich das Konzept der Vereinbarkeit ganzheitlich. 

Du bist seit letztem Jahr auch in Weiterbildung zur Systemischen Beraterin und auf dem Weg in die Teilselbstständigkeit als Wandelbegleiterin. Kannst du uns mehr dazu erzählen? Vor allem die Verbindung zur Vereinbarkeit?

Die Ansätze der systemischen Beratung lassen sich hervorragend in die Begleitung von Veränderungsprozessen und den Aufbau von etwas Neuem integrieren. Somit bietet es eine gute Ergänzung für meinen Job. Die Veränderung für mich individuell liegt in der Selbstständigkeit, die ich gerade aufbaue. Als Wandelbegleiterin begleite ich Menschen und Organisationen bei Veränderungsprozessen bzw. Wandlungsprozessen. Dabei nutze ich den lösungsorientierten, systemischen Ansatz und verbinde Intuition mit kreativen und agilen Methoden. Wandlungsprozesse, ausgelöst durch positive oder herausfordernde Geschehnisse, gehören für mich zum Leben. Purpose und Selbstwirksamkeit sind meine Schlüssel zum Umgang mit Veränderungen. Die Themen meiner Klienten und Klientinnen vereinen meist das Private als auch das Berufliche. Es lässt sich klar erkennen, dass die meisten Coachings auch mit dem Begriff Vereinbarkeit verknüpft werden können: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, von Selbstfürsorge und Beruf, gelingenden Beziehungen und so weiter… Da gehören Wandlungsprozesse auf organisationaler aber auch auf individueller Ebene dazu und bei denen begleite ich meine Klienten und Klientinnen. 

Empfohlene Beiträge