MMBC-Member Vinka Raddeck ist selbstständige Coachin mit Schwerpunkt achtsame Lebensführung für Mamas. Bei ihren Coachingangeboten fließen Yogaelemente, Coaching Strategien und kraftvolle Routinen ein, die Dir helfen ein leichtes, gelassenes und selbstbestimmtes Leben im Alltagschaos zwischen Familie und Beruf zu erreichen. MM Redakteurin Bianca Dukart hat mit ihr über inneres Gleichgewicht, Vereinbarkeit und Vinkas persönliche Selfcare-Learnings und Routinen gesprochen:

Liebe Vinka, als Mutter hast du angefangen aus einem Angestelltenverhältnis als selbstständige Yogalehrerin tätig zu werden. Welche Rolle hat Yoga zu diesem Zeitpunkt für Dich gespielt?
Wenn ich ganz ehrlich bin, war Yoga nicht mein Lebensmittelpunkt. Ich dachte sogar, dass ich keine besonders gute Yogalehrerin bin, zumindest nicht gut genug, um damit hauptberuflich Geld zu verdienen. Vor den Stunden war es immer schwerfällig, auch das Konzipieren fiel mir nicht leicht. Doch was immer da war, war das seelige Gefühl, meinen Teilnehmern nach dem Savasana (Endentspannung) in die Gesichter zu blicken – alle glücklich, geerdet, zufrieden – wieder mehr bei sich. Und die Leute kamen und ich bekam gutes Feedback. Durch meine Bühnenerfahrung im alten Job konnte ich auch gut vor der Gruppe „performen“, so dass ich mich sicher genug fühlte.
Welche Erfahrungen hast Du beim Aufbau der Selbstständigkeit gemacht?
Ich frage mich, wann das Sammeln von Erfahrungen endlich mal aufhört und Ruhe einkehrt ;). Neben dem ganzen „Papierkram“, dem ich nicht viel Beachtung geschenkt habe, fühlt es sich ein wenig, wie Achterbahnfahren an, obwohl ich glaube ich noch nie in einer drinsaß und das auch nicht vorhabe. Es gibt diese Momente, wo ich voller Überzeugung Feuer und Flamme bin – alles ist klar – doch dann gibt es Phasen, wo ich gerne alles hinschmeißen würde, zweifle und mich am liebsten verkriechen würde. Ich weiß, dass es bei anderen ähnlich ist, jedoch empfinde ich dieses auf und ab als sehr energiezehrend und versuche durch Coaching und Yoga mehr in die Balance zu kommen.
Ganz elementar für mich ist ein gutes Netzwerk, mit dem ich auch aktiv und regelmäßig in Kontakt bin. Der Austausch mit anderen hilft mir sehr, weil ich mich nicht mehr so allein fühle. Wobei ich auch sehr aufpassen muss, dass ich mich mit anderen nicht vergleiche und so den falschen, oder besser: nicht meinen Weg, einschlage.
Am Anfang habe ich schon früh in Unterstützung investiert, jedoch war dies ein großes Gruppenprogramm. Ich würde heute anders entscheiden und eine Gründerberatung in Anspruch nehmen oder ein 1:1 Coaching. Aber damals fühlte ich mich nicht als Gründerin oder Unternehmerin – das reift auch jetzt noch in mir.
Gab es Wendepunkte beim Start in die Selbstständigkeit und was war dafür verantwortlich?
Es gab einige Wendepunkte und vielleicht auch Rückschritte oder Besinnungen. Wie ich bereits sagte, zehrt diese Achterbahnfahrt sehr an mir, so dass ich schon mehrfach Konzepte über Board geworfen haben, nur um in einem halben Jahr wieder genau da zu sein.
Der erste große Wendepunkt war die Pandemie. Ich hatte bereits 4 Monate mein Studio eröffnet und gerade auch gekündigt. Nach einigen schweren und emotionalen Wochen und dem Wunsch, trotzdem Geld zu verdienen, half mir mein Coach dabei, ein online Programm auf die Beine zu stellen. Ich brachte genau das auf den Markt, was mir in der Anfangszeit des Lockdowns so geholfen hat – meine Yoga-Morgenroutine. Dies war der Weg ins Online-Business und ebnetet auch schon den Pfad zum Coaching, wo ich mittlerweile die systemische Ausbildung in der Tasche habe.
Ein weiterer größerer Wendepunkt waren die Retreats. Im Jahr 2021 hatte ich die Möglichkeit, erstmalig ein Yoga Retreat zu veranstalten und es war ein Riesenerfolg. Mittlerweile habe ich schon 4 gehalten und die fürs nächste Jahr sind schon gut gebucht, aber ein paar Plätze sind noch frei 😉 Das Besondere dabei ist, dass ich zwar auch Coachingthemen einbinde und wir am Mindset „arbeiten“, aber alles in Kombination mit Yoga und dem Fühlen. Ich halte keinen Vortrag oder ähnliches, alles passiert, während wir Yoga üben oder Meditieren, atmen. Und das hat einfach einen mega krassen Effekt!
Teilweise nutze ich auch Methoden aus dem Yoga bei meinen Einzelberatungen. Wie sich das jetzt in der Zukunft weiterentwickelt und ob daraus etwas Neues entsteht, weiß ich gerade nicht. Das Coaching Business ist für mich komplett Neuland und ich versuche geduldig, die Dinge auf mich zukommen zu lassen, was mir gerade um ehrlich zu sein, nicht immer gut gelingt.
Welche Rolle hat Vereinbarkeit beim Start und die Selbstständigkeit für ich gespielt? Wie bist Du damit umgegangen?
Obwohl ich mir viel Druck gemacht hatte, war ich so froh, in der Pandemie und Lockdownzeit nicht angestellt zu sein! Ich konnte arbeiten, wann ich wollte, oder auch nicht. Natürlich war ich super ambitioniert und wollte es mir auch nicht „leicht“ machen. Eigentlich verrückt. Ich war in der glücklichen Situation, dass mein Mann gut verdiente. Doch darauf wollte ich mich nicht ausruhen. Ganz unabhängig von dieser besonderen Zeit, spielt mir die Selbstständigkeit in die Karten, was Familie angeht. Seitdem mein Mann auch selbstständig ist, funktioniert es sogar noch besser. Ich habe nicht den Anspruch, Vollzeit zu arbeiten. Ich mag zu Hause sein mit den Kindern. Die Selbstständigkeit gibt mir den nötigen Freiraum dafür und schenkt mir auch die Befriedigung, kreativ zu werden und anderen Menschen trotzdem zu helfen.
Ja, ich würde mehr Geld verdienen, wenn ich angestellt wäre. Ich hätte vielleicht auch weniger Druck, wobei ich das in meinem Umfeld nicht wirklich bestätigen kann. Hier sind die meisten Angestellte und rotieren mehr als ich.
Ich glaube, die Selbstständigkeit allein bringt nicht Vereinbarkeit, ich denke es ist immer das, was man selbst daraus macht. Ich habe eine Alleinerziehende Freundin, die 2 Jobs hat und ein „gutes“ Leben führt. Sie ist happy damit. Es kommt also viel aufs Mindset an und ich glaube, dass in jeder Situation alles möglich ist.

Mit deinen Erfahrungen bietest du neben Yoga auch Coachings zu verschiedenen Themen an, wie Konfliktlösung, neue Routinen und Gewohnheiten etablieren sowie die Gesundheit und Wohlbefinden fördern, Stress abbauen. Wie sieht das Konzept hinter deinen Coachings aus?
Das habe ich schon angedeutet – das Konzept entsteht gerade. Im Augenblick biete ich klassisches Coaching (systemisch-integrativ) an mit den gängigen Methoden. Jedoch kommt die Erfahrung aus dem Yoga und der Routinen immer durch. Denn ganz gleich was bei dir gerade los ist, wenn du es schaffst, dir regelmäßig Gutes zu tun, auch wenn es nur 5 Minuten sind, wird es exponentiell steigen und dir nach und nach mehr Bewusstheit für dich und dein Leben schenken. Im Yoga nutzte ich Coachingtechniken oder Fragestellungen, um einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. Das passiert gerade noch „nach Gefühl“. Ich nehme stark die Energie der Gruppe und des Themas auf, und wenn etwas passt, baue ich es ein.
Vielleicht entsteht aus dem Yoga und Coaching ein Konzept, vielleicht bleiben die beiden Bereiche getrennt, aber mit Überschneidungen. Noch habe ich auch 2 Webseiten. Auch hier übe ich mich in Geduld, denn all meine Anstrengungen, hier endlich etwas auf die Beine zu stellen, sind gescheitert und haben mich viel Energie gekostet. Aber da ist eben der innere Druck, erfolgreich zu sein, es „ernst“ zu nehmen und voranzukommen. Der finanzielle Druck ist größer als früher, aber das ist nicht die Art, wie ich funktioniere. Ich bin keine klassische Karriere- und Powerfrau. Das darf ich immer wieder lernen. Ich habe viel Power, aber anders und muss mich stark von anderen Selbstständigen abgrenzen, weil ich schnell glaube, auch so sein zu müssen. Dann ziehe ich mich mal eine Zeitlang zurück, bevor es wieder weitergeht mit dem Netzwerken.
Im Augenblick mache ich „Probecoachings“, wo Interessierte vergünstigt die erste Einzelberatung in Anspruch nehmen können, damit ich in diesem Bereich mehr Erfahrung sammeln kann.
Was möchtest du anderen Müttern ans Herz legen, die sich zwischendurch energielos fühlen oder ebenfalls eine schwierige Phase als berufstätige Mutter durchleben?
Ich kenne diese Phasen nur zu gut! Ich denke, es muss immer situativ betrachtet werden, denn kein Leben ist gleich – kein Mensch ist gleich. Treten diese Phasen regelmäßig auf, ist es sinnvoll auch mal Blutwerte und Hormone zu checken. Ich bin gerade dabei, meinen Blutzucker zu beobachten, weil auch dieser einen sehr starken Einfluss auf Hormone und die mentale Gesundheit hat.
Bestehen keine „Befunde“, ist die Empfehlung ganz klar einen gesunden Umgang mit Stress zu lernen. Und damit meine ich nicht, einmal die Woche ins Yoga zu gehen und dir Me-Time einzubauen. Das ist auch wichtig, aber jede Mutter, die an diesem Punkt mal war oder ist weiß, dass das unmöglich scheint und vielleicht auch ist.
Sei milde mit dir, lerne dich selbst besser kennen. Lerne wie du tickst, wann es zu viel wird. Hole die professionelle Unterstützung, wenn es ein wiederkehrendes Muster ist. Wir haben alle immer viel zu tun, und die Arbeit hört auch nie auf. Ich kenne niemanden, bei dem das nicht so ist. Und es nützt einfach nichts, gegen Windmühlen zu kämpfen. Es ist irrational. Diesen Zusammenhang kann man nicht verstehen, wenn man in Rage ist und auf dem letzten Loch pfeift. Das geht mir dann auch nicht ins Hirn. Aber sobald wieder Luft da ist, beginne zu reflektieren und zu hinterfragen. So lernst du dich kennen.
Yoga ist eine wunderbare Art, um wieder mehr zurück zu dir zu kommen. Und gerade körperliche Bewegung hilft, wenn das Fass kurz vorm Überlaufen ist. Deshalb leibe ich die Kombination von Yoga und Coaching so sehr!
Vielen Dank für das spannende Gespräch! Mehr zu Vinka Raddeck und ihren Angeboten findest Du im Mama Meeting Business Club und auf ihrer Webseite Komminsyoga.de