In der Hoffnung, ihr Leben dadurch etwas zu endschleunigen hat sich Julia Finn vor knapp drei Jahren, zusammen mit ihrer 6 Monate alten Tochter und ihrem damaligen Lebensgefährten an die Ostsee abgeseilt. Hier lebt sie immer noch und ist mittlerweile Gründerin ihres eigenen Bettwäsche Labels „Charlie“.
Liebe Julia, was hast du vorher gemacht?

Ich habe 16 Jahre lang in Amerika gelebt und habe dort im Online Marketing Bereich für ein großes Luxus-Warenhaus gearbeitet, und bin dann vor ungefähr sechs Jahren zurück nach Deutschland gekommen. War dann Anfangs in einer Werbeagentur und bei einem großen Online Retailer beschäftigt (Zalando, darf man das sagen?:)). Eines Tages erreichte mich dann ein Überraschungspaket. Und es war nicht von diesem besagten Online Retailer – ich war schwanger.

 

Elternzeit. Viele Frauen sind gerade in dieser Zeit auf der Suche nach “DER” Idee. Wie ist deine Business Idee entstanden? 

Schon während meiner Schwangerschaft habe ich mir darüber den Kopf zerbrochen, wie ich zukünftig Kind und Beruf miteinander vereinbaren kann. Für mich war ganz klar, dass ich weiterhin arbeiten möchte, aber ich wusste auch, dass ich aus meinem vorherigen Berufsfeld raus wollte. Denn 50+ Stunden Wochen mit Kind, waren für mich einfach keine Option. Ich bin mit 38 Jahren Mutter geworden, und wollte diese Zeit jetzt auch bewusst mit meinem Kind leben. Die Idee mit der Bettwäsche kam, als ich selbst nach Bettwäsche für meine Tochter gesucht habe. Ich wollte qualitative-, fair produziert Bio-Bettwäsche mit einem schönen Design. Aber irgendwie fand ich nichts, das mir sonderlich gefiel. Zusätzlich hat mich aus persönlichen Gründen schon immer das Thema Altersarmut (gerade bei Frauen) beschäftigt. Und so kam dann das Ideechen zustande, Bio-Kinderbettwäsche von Senioren produzieren zu lassen 🙂

Wie ging es dann weiter?


Da ich die meiste Zeit meine Tochter (auch bekannt als meine Chefin…) alleine groß gezogen habe, ging es immer nur häppchenweise voran. Ich habe meinen Businessplan aufgestellt und ein paar meiner Ersparnisse ausgelöst, konnte die jeweiligen Schritte aber immer nur in Angriff nehmen, wenn es die Zeit dann mal wieder erlaubte bzw. „meine Chefin“. Und so dauerte es wirklich vom Blatt Papier bis zum fertigen Rad fast 2,5 Jahre.

 

Gibt es etwas, dass du beim zweiten Mal anderes/ besser machen würdest?

Ich würde mir den Druck nehmen. Man kann nicht alles gleichzeitig machen. Mit Kind hat man schon alle Hände voll zu tun. Ich hab auch parallel zur Firmengründung in Teilzeit gearbeitet, und hätte ich eins nach dem anderen gemacht, wäre ich wahrscheinlich heute am gleichen Punkt angelangt, aber eventuell ein wenig entspannter. Ich glaube, man macht sich oftmals als Frau, leider Gottes, selbst viel zu viel Druck alles machen zu können/ zu müssen.

 

Was sind Deine Ziele für dieses Geschäftsjahr?

Es wäre schön, wenn ich ein Break-Even verzeichnen könnte, und mein Sortiment mit weiteren schönen Produkten für’s Kinderzimmer erweitern kann. Es gibt noch viele weitere Ideen die in der Mache sind.

Wie sieht die “ideale” Arbeitswelt für dich aus? Kannst du sie aktuell so leben?

Meine ideale Arbeitswelt? Ohne schlechtes Gewissen Mutter sein zu dürfen, und ohne schlechtes Gewissen Geld verdienen zu können. Es gibt Situationen, wo dein Kind krank ist, und es dich braucht, du aber aus schlechtem Gewissen gegenüber deines Arbeitgebers trotzdem ins Büro fährst, anstatt zu Hause bei deinem kleinen Patienten zu bleiben. Dies war eigentlich auch Teil meiner beruflichen umorientierung gewesen. Ich wollte ohne schlechtes Gewissen, beides miteinander vereinbaren können – Job & Kind. Und das geht für mich am besten, wenn ich mein eigener Boss bin.

 

Was für einen Stellenwert hat Netzwerken für dich?

Also , da ich ja zur Zeit auf einem Inselchen wohne, findet berufliches netzwerken für mich ausschließlich über’s Internet statt. Ich finde, es ist ein ganz wichtiger Bestandteil, um sich und seine Ideen voran zu bringen. Und es ist super, sich mit anderen Frauen auszutauschen die in ähnlichen Lebens- und Berufssituationen stecken. Der Austausch gibt Antrieb & Motivation.

Und zum Abschluss: Dein Tipp für „Working Moms“

Geht nicht nur arbeiten, um die Haushaltskasse mit zu finanzieren. Denkt an eure Altersvorsorge! Schafft eine gerechte finanzielle Planung mit eurem Partner, damit ihr euch dahingehend absichert. Denn zu viele Mütter, gerade alleinerziehende, sind von der Altersarmut gefährdet.

 

Vielen Dank, liebe Julia, für das sehr inspirierende Gespräch. Wir finden Deinen Ansatz und die Bettwäsche die Du produzierst super und freuen uns wenn wir in Zukunft noch viel von Dir und „Charlie“ hören.

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