LAUFMAMALAUF bietet deutschlandweit Outdoor-Fitness für Mütter in Gruppenkursen an. Leider ein No-Go in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverboten. Dennoch wird fleißig weitergesportelt, gemeinsam und zugleich getrennt, nicht nur zu Hause, sondern auch im Head-Office des Unternehmens. Gründerin Katja Ohly-Nauber hat uns erklärt, wie sie ihre Angebote in Lichtgeschwindigkeit auf Digital umgestellt hat und macht Mut auch in Phasen wie diesen Chancen zu erkennen.


LAUFMAMALAUF bietet deutschlandweit Outdoor-Fitness für Mütter und Schwangere an. Die Trainings finden normalerweise draußen im Freien, in der Gruppe und mit speziellen Mama-Fitness-Trainerinnen statt. Welche Auswirkungen hatte und hat Corona auf LAUFMAMALAUF und Eure Outdoor-Angebote?
Wir mussten im wahrsten Sinne des Wortes unsere Kurse vom Park ins Wohnzimmer holen. Wir bieten ja Trainings an für Schwangere („Ganz-schön-schwanger“), für Mütter mit Kind und Kinderwagen und für (berufstätige) Mütter mit älteren Kindern („Mama-macht-mehr“) – und zwar nicht im Kursraum, sondern normalerweise draußen im Park. Als die Kontaktsperre kommuniziert wurde, war uns sofort klar, dass es keine Option ist die Situation einfach auszusitzen. Es war vollkommen unsicher, wie lange die Corona-Einschränkungen anhalten würden. Zudem war uns natürlich auch bewusst, dass unsere Mama-Community auf uns zählt und uns braucht. Gerade in Corona-Zeiten mit Social Distancing und zusätzlichen Stressfaktoren wie Home Office, Home Work und Home Schooling wahrscheinlich noch umso mehr. Von daher haben wir uns super schnell daran gemacht alles vorzubereiten, um gemeinsam mit unsere lokalen Standortleiterinnen und Trainerinnen von offline auf online umzuswitchen. Im Moment finden tatsächlich – solange die Kontaktsperre in Deutschland gilt – keine Kurse im Park statt. Dafür ist umso mehr Online bei uns los. Auf unserer Webseite www.laufmamalauf.de und auf unseren Social Media Kanälen gibt es dazu alle Infos. Für unsere Teilnehmerinnen war das natürlich auch eine Umstellung. Sie schätzen ja den Sport in der Natur und in der Gruppe. Jetzt geht das aktuell nur digital. Um da ein bisschen die Berührungsängste zu nehmen und zu zeigen, wie gut man auch digital gemeinsam trainieren kann, haben wir unsere kostenlosen Live-Workouts auf Instagram und Facebook ins Leben gerufen. Quasi so einer Art Schnupperkurs für Online-Fitness. Mittlerweile sind auch unsere lokalen Standortleiterinnen fast komplett nachgezogen und stellen ihre regulären Kurse online kostenpflichtig zur Verfügung über Skype und Zoom. Die Resonanz unserer Teilnehmerinnen, unseren LAUFMAMAs, ist wirklich super positiv. Viele sind einfach so dankbar, dass wir ihnen diese Stückchen Normalität in der Krisenzeit ermöglichen und sie auch weiterhin mit einer festen Gruppe und ihrer Lieblingstrainerin zusammen regelmäßig Sport machen können.
Was waren Deine ersten Gedanken, als es um eine Ausgangssperren ging und damit das Verbot von Gruppen, die aus mehr als zwei Personen bestehen?
Also ehrlich gesagt war mein erster Gedanke: „So ein Mist!“. Dabei habe ich nicht nur an uns selbst gedacht, sondern vor allem an unserer lokalen Standortleiterinnen und Trainerinnen, deren Job es ja ist Kurse im Park anzubieten und die sich damit auch finanzieren. Und meine Gedanken waren auch bei unseren Teilnehmerinnen, für die es körperlich und mental enorm wichtig ist, einmal oder zweimal in der Woche bei uns im Kurs zu sein und gemeinsam zu sporteln und sich austauschen zu können mit Gleichgesinnten – gerade als Schwangere oder frischgebackene Mama oder Mutter eines Pubertiers. Und da war natürlich die Frage, wie kann das weitergehen? Wie können wir unsere Teilnehmerinnen und auch unsere Partnerinnen in der Krise weiter unterstützen? Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver, optimistischer Mensch. Von daher sehe ich es wie Jon Kabatt-Zin, der gesagt hat. „You can’t stop the waves but you can learn to surf.“ Nach einem kurzen Schockmoment bin ich also recht schnell umgeswitcht und hab gemeinsam mit meinem Team überlegt: „Okay, wie können wir diese Wellen reiten? Und was müssen wir JETZT tun?“
Innerhalb weniger Tage nach der Verkündung der Kontaktsperre hattet Ihr schon diverse digitale Angebote am Start: kostenlose Live-Workouts auf Instagram und Facebook, kostenpflichtige Online-Kurse und diverse Online-Aktionen. Man könnte meinen, ihr wart IMMER schon voll digital. War das der Fall?
Also ganz klar liegt unser Fokus auf Outdoor-Fitness. Wir lieben Sport, wir lieben Sport in der Natur, wir lieben das Training draußen im Park gemeinsam in der Gruppe. Das ist die DNA von LAUFMAMALAUF. Deshalb freuen wir uns schon jetzt gemeinsam mit unseren lokalen Standortleiterinnen schon wahnsinnig darauf, wenn das Training hoffentlich auch bald wieder unter bestimmten Rahmenbedingungen gemeinsam im Park möglich ist. Aber als klar war, dass die Kurse – zumindest vorübergehend – nicht wie gewöhnlich draußen stattfinden können, haben wir sofort den Turbo eingeschaltet. Und haben losgelegt, um auch digital und online das gewohnte Programm bieten zu können. Manchmal wird man ja auch ein bisschen „zu seinem Glück gezwungen“. Für uns war die Corona-Krise quasi wie ein Innovationsbeschleuniger, der dazu geführt hat, dass wir uns im „Daniel-Düsentrieb“-Tempo mit ganz neuen Themen, aber auch neuen Chancen auseinandersetzen mussten. Bisher war unser Fokus eher auf der Digitalisierung von internen Prozessen gerichtet. Durch Corona mussten wir jetzt auch direkt bei unserem Produkt, unserer Dienstleistung selbst ansetzen. Eine Dienstleistung, die bisher immer sehr bewusst analog war. Und jetzt auf einmal auch digital verfügbar sein sollte und funktionieren musste. Ich bin sehr happy und dankbar, wie auch unser Head Office Team – wir sind acht Frauen & Mütter – gerade in der Krise krass über sich hinausgewachsen ist und wir so viel in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Damit haben wir eine sehr gute Basis für unsere lokalen Partnerinnen geschaffen, die ja die Hauptlast bei der Umstellung ihrer Offline-Kurse zu Online-Kursen zu stemmen hatten.

Ihr habt über 500 Kursstandorte im deutschsprachigen Raum und macht normalerweise mehr als 800 Kurse pro Woche. Dahinter stecken viele selbstständige Trainerinnen. Was bedeutet die aktuelle Krise für sie? Und wie unterstützt Ihr Eure Trainerinnen von Seiten des LAUFMAMALAUF Head Office Teams?
Die aktuelle Corona Krise bedeutet natürlich eine erhebliche Veränderung unseres gesamten Geschäftsmodells. Das hat selbstverständlich auch massive Auswirkungen direkt auf unsere lokalen Standortleiterinnen und Trainerinnen. Auch für sie war und ist das eine riesige Veränderung. Es gibt in der Literatur ganz klassisch die sieben Phasen der Veränderung: Vom Schock („Das kann nicht wahr sein!“) über Verneinung zur Akzeptanz der neuen Situation mit Übergang in eine Test- und Ausprobier-Phase („Mal schauen, ob diese Online-Kurse tatsächlich angenommen werden.“) und dann auch der Erkenntnis, dass es funktioniert, bis hin zu einer Konsolidierung.
Ich glaube durch das gemeinsame und positive Vorangehen in dieser Umbruchsituation ist es uns gelungen, dass wir innerhalb kürzester Zeit aus der Schockstarre ins Handeln gekommen sind und tatsächlich mittlerweile schon in der Integrations- und Konsolidierungsphase angekommen sind („Okay, das ist jetzt das New Normal.“). Es war natürlich klar, dass unsere lokalen Standortleiterinnen und Trainerinnen ein bisschen Vorlaufzeit brauchen für diese Umstellung. Deshalb sind wir als Head Office Team eingesprungen und haben die ersten Tage beispielsweise selbst die Live-Workouts übernommen und parallel auch unsere Webseite umgebaut, neue digitale Online-Kursformate eingeführt, neue Zielgruppen angesprochen, die Online-Kurse promotet, eine Befragung bei unseren Partnerinnen durchgeführt und ihnen Hilfsmittel und Vorlagen zur Verfügung gestellt, damit sie den Switch vom Park ins Wohnzimmer optimal hinbekommen können. Und auch jetzt sind wir stärker denn je im Dialog mit unseren Partnerinnen und mit unseren Teilnehmerinnen, zum Beispiel über unsere Social Media Kanäle und unsere internen Kommunikationskanäle. Wichtig dabei ist natürlich auch die enge Verbundenheit und die hohe Loyalität, die unsere Teilnehmerinnen, unsere LAUFMAMAs, mit ihren Trainerinnen persönlich verbindet. Da ist so viel Unterstützung und Solidarität sichtbar geworden. Dadurch, dass unsere Teilnehmerinnen extrem dankbar für die Online-Angebote sind und diese auch vollwertig annehmen, sichern sie natürlich auch die wirtschaftliche Situation ihrer Trainerinnen und unterstützen diese. Ich bin unheimlich stolz auf unser gesamtes LAUFMAMALAUF-Netzwerk, unsere LAUFMAMAs und unsere Partnerinnen und Trainerinnen, die alle mit großem Optimismus und Engagement gemeinsam diesen Weg mit uns gegangen sind.
Was empfiehlt Du allen Selbstständigen und Unternehmer-Mamas in diesen Zeiten?
Es gibt diesen Spruch „Never let a great crisis go to waste“. Das klingt jetzt erstmal paradox, aber letztendlich hat sich auch für uns in dieser Krise gezeigt, das Veränderung nötig und möglich ist. Natürlich erschüttert so eine Krise erstmal grundsätzlich deine sichere Blase, aber man lernt so wahnsinnig viel dabei, es werden neue Energien freigesetzt und starke, große Ideen kommen zum Vorschein, die Dein Business nach vorne bringen können. Das ist unheimlich ermutigend. Was wir festgestellt haben ist, auch wenn die Umstände sich ändern, das Bedürfnis der Mütter nach Gemeinschaft und Austausch einerseits und Fitness und körperliche Aktivität andererseits bleibt. Nur der Rahmen, wie wir dieses Bedürfnis erfüllen können, der hat sich durch die Krise verändert. Ich bin überzeugt: Ein großartiges Produkt oder eine großartige Dienstleistung entsteht nie im stillen Kämmerlein, sondern immer im Dialog mit potenziellen Kunden. Und das hat sich auch hier bewährt. Zuzuhören und zu verstehen, was unsere Mamas brauchen und wie wir sie unterstützen können und auch was unsere Trainerinnen brauchen und wie wir sie unterstützen können. Das wäre auch meine Empfehlung für alle selbständigen Mama-Unternehmerin in diesen Zeiten: Sehr gut zuzuhören, Bedürfnisse zu verstehen, empathisch zu sein, in den Dialog mit der Zielgruppe zu gehen und auf der Basis das Produkt oder die Dienstleistung zu entwickeln oder nachzuschärfen. Das ist aus meiner Sicht auch immer „Work in Progress“. Es wird nie das fertige und finale Produkt geben, sondern es wird immer weiter daran gearbeitet und geschliffen. Das ist bei uns und LAUFMAMALAUF nicht anders. Die zweite Empfehlung, die ich mitgeben möchte ist: Optimistisch zu bleiben, nach vorn zu schauen und das Gute selbst in einer Krisensituation zu sehen. Es wird ein Leben nach Corona geben und man kann schon jetzt das Licht am Ende des Tunnels sehen. Ich habe mir zum Beispiel abgewöhnt ständig die neuesten Corona-Updates nachzulesen, die ich eh nicht beeinflussen kann. Stattdessen habe ich mich entschieden, mich bewusst auf das zu konzentrieren, was ich jetzt machen und tatsächlich ändern kann. Als Unternehmerin eines Franchise-Unternehmens mit Verantwortung für ein Team und für eine große Community von selbständigen Trainerinnen es ist auch meine Aufgabe Orientierung zu geben, ein positives Vorbild zu sein und Zukunftsszenarien zu entwickeln. So schrecklich auch die aktuelle Krise ist, es werden sich daraus viele gute, neue Dinge entwickeln. Wahrscheinlich wird zum Beispiel zukünftig, wenn wir mit LAUFMAMALAUF wieder in den Parks unterwegs sind, nicht ein einziger Kurs-Termin wegen schlechtem Wetter ausfallen müssen. Es ist dann quasi schon akzeptiert und Normalität, dass diese Kursstunde dann einfach online via Skype oder Zoom stattfinden kann.