Vereinbarkeit ist, wenn man das Schöne mit dem Praktischen verbinden kann – zum Beispiel den Urlaub mit der persönlichen Weiterbildung. MMBC-Member und Bildungsreise-Expertin Veronica Riedrich hat genau darauf ihren Fokus gelegt. Als Mama weiß sie, dass viele Mütter für die gelungene Me-Time nicht nur Ruhe, sondern auch Inspirationen und mentale Anregungen brauchen. Darum haben wir mit ihr über Sprachreisen mit der Familie gesprochen und uns Tipps für die ideale Balance zwischen Elterndasein und Weiterbildung geholt.

Liebe Veronica, Du bist Inhaberin und CEO von ELSTA Sprachreisen. Was bekommen Familien bei Euch? Pauschalreisen, Individualreisen, Gruppenreisen oder noch etwas ganz anderes?
Uns ist es wichtig, sehr individuell zu arbeiten und für jede Familie den passenden Mix aus Sprachkurs und Urlaub zu finden. Darum handelt es sich bei unseren Reisen meist um Individualreisen, aber natürlich sind auch Pauschalreisen möglich, was gerade bei allein-reisenden Jugendlichen oft eine Erleichterung für die Eltern ist. Im Grunde bieten wir Reisen für Erwachsene, Schüler und Business Professionals an, aber die Kombination aller dieser Kurse zur Familiensprachreise ist die Nische, in der wir uns am wohlsten fühlen. Wir arbeiten mit einer großen Bandbreite an Partnerschulen, um die verschiedensten Bedürfnisse abzudecken, achten aber darauf, dass unsere Partner zertifiziert sind und nach dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) unterrichten. Für 2022 steht ein neuer Programmpunkt auf dem Plan: Wir möchten zusätzlich zu den Sprachkursen Volunteering für Familien anbieten und sind dafür schon in Kontakt mit einem tollen Partner.
Wie lässt sich das Reisen mit Kind(ern) mit dem Erlernen einer neuen oder dem Auffrischen einer bereits gelernten Sprache am besten verbinden? Kriege ich im Programm genug Family-Time unter?
Das Schöne ist, dass die meisten unserer Partnerschulen ganz flexible Programme für die Kleinen und Großen anbieten. Da ist von der ganztägigen Betreuung mit Freizeitaktivitäten bis hin zu nur wenigen Kurseinheiten am Vormittag und viel Zeit für die Familie alles dabei. Oftmals haben wir auch Familien mit noch sehr kleinen Kindern, da teilen sich Mama und Papa den Sprachkurs wochenweise auf oder der eine macht den Kurs am Vormittag, der andere am Nachmittag.

Wie läuft so eine Sprachreise ab? Wie viele Stunden Unterricht habe ich? Muss ich eine Prüfung ablegen? Gibt es ein Zertifikat?
Ein Standard-Hauptkurs hat in der Regel 20 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten pro Woche, aufgeteilt auf vier Unterrichtseinheiten pro Tag (in der Regel am Vormittag). Selbstverständlich kann die Anzahl der Unterrichtseinheiten oder auch der Kursminuten pro Schule verschieden sein. Wir stellen aber in unseren Angeboten und auch auf unserer Website die jeweiligen Stundenzahlen und auch die voraussichtlichen Kurszeiten immer gleich mit dar. Im Falle einer Familiensprachreise achten wir selbstverständlich darauf, dass die Kurszeiten der Eltern und Kinder übereinstimmen bzw. die Eltern nach ihrem Unterricht Zeit haben, die Kinder abzuholen. Da Eltern- und Kinderkurse aber in der Regel im gleichen Gebäude stattfinden, ist das kein Problem. Für alle, die die Sprache intensiver lernen möchten, gibt es auch die Möglichkeit, einen Intensivkurs mit 25, 30 oder sogar 40 Unterrichtseinheiten pro Woche zu besuchen. Hier gibt es dann auch häufig die Option, die Sprache für den beruflichen Bereich weiter zu schulen. Wenn ein Kunde einen ganz speziellen Schwerpunkt setzen möchte, z.B. die Aussprache oder Englisch für den Medizinischen Bereich, empfehlen wir oftmals auch eine Kombination aus Gruppen- und Einzelunterricht, um noch tiefer einsteigen zu können. Für Kinder und Jugendliche wird in der Regel immer nur ein Hauptkurs mit 20 Unterrichtseinheiten angeboten, nur an manchen Kursstandorten gibt es auch Intensivkurse für Jugendliche, z.B. zur Abiturvorbereitung. Besuchen die Eltern also einen Intensivkurs, wird für die Kinder ein buntes Freizeitprogramm bestehend aus sportlichen und kulturellen Aktivitäten angeboten. Hier sind sie weiterhin mit den anderen Kindern aus dem Sprachkurs zusammen und lernen die im Kurs erlernten Sprachkenntnisse gleich praktisch anzuwenden.
Vor Kursstart wird in der Regel ein Einstufungstest durch die Schule abgenommen, um alle Teilnehmer in eine passende Kursstufe laut GER zuordnen zu können. Zum Abschluss des Kurses gibt es für jeden Teilnehmer ein Zertifikat.
Auch interessant ist, dass viele unserer Partnerschulen für Bildungsurlaub anerkannt sind. So können sich die Eltern beispielsweise durch den Besuch eines Intensivkurses eine Woche Urlaub „sparen“ und die Zeit trotzdem als Familie verbringen.

Durch das Homeschooling Corona-Jahr würden auch die Kinder gerne etwas nachholen. Kann man auch Bildungsurlaub für die ganze Familie machen? Ab welchem Alter ist eine Sprachreise möglich und sinnvoll?
Ich bekomme aktuell sehr viel Feedback von unseren Kunden, dass das Homeschooling beim Erlernen einer Sprache nicht gerade zuträglich war und ein „Booster“ im Rahmen einer Sprachreise dringen von Nöten wäre. Es gibt bereits Kurse für Kinder ab 3 Jahre, wobei das dann eher im Rahmen einer Kinderbetreuung mit einem spielerischen Heranführen an die jeweilige Sprache ist. In den sogenannten Kindergartenkursen wird dann viel gebastelt, gesungen und gespielt und am Ende der Woche nehmen die Kinder ein paar Worte oder Sätze mit. Die Schülerkurse, die dann didaktisch etwas anders aufgebaut sind, starten je nach Schule zwischen 6 und 8 Jahren, wenn die Kinder also auch selbst schon zur Schule gehen und das Prozedere gewöhnt sind. Generell läuft es bei einer Schülersprachreise aber schon anders ab als beim Sprachunterricht in der Schule: Der Fokus liegt viel mehr auf der Kommunikation und dem Miteinander als darauf, stur Grammatik oder Vokabeln zu pauken. Die Kinder sollen durch den Sprachkurs erfahren, wie wichtig und bereichernd es ist, andere Sprachen zu sprechen und sich mit Menschen aus anderen Ländern verständigen zu können.
Ab wann können die Kinder allein zur Sprachreise aufbrechen? Welche Möglichkeiten gibt es da?
Wir empfehlen eine Sprachreise allein ab circa 13 Jahren, wenn das Kind sehr selbständig ist, auch schon ab 12. Oftmals ist es so, dass das Kind schon einmal auf einer Familiensprachreise war und im nächsten Schritt allein oder mit einem Freund/einer Freundin fährt. Das klappt in der Regel sehr gut. Wir haben jetzt sogar schon die ersten Jugendlichen, die sich nach guten Erfahrungen auf ihren Sprachreisen an das Thema High School Aufenthalt wagen.
Bei einer Schülersprachreise gibt es in der Regel die Auswahl zwischen der Unterkunft in einer örtlichen Gastfamilie (meist in einem Zimmer mit einem gleichaltrigen Kursteilnehmer/ einer gleichaltrigen Kursteilnehmerin gleichen Geschlechts und unterschiedlicher Nationalität) oder in der Schulresidenz (hier gibt es Unterkünfte im Einzel-, Doppel- oder Mehrbettzimmer). Damit ist eigentlich für jeden Geschmack die passende Möglichkeit dabei. Für Jugendliche, die ein besonderes Hobby haben, gibt es bei vielen Sprachschulen auch speziell abgestimmte Freizeitprogramme (z.B. Rugby, Fußball, Segeln oder Reiten).
Ihr bietet Sprachreisen in die ganze Welt an. Ich musste spontan auf Südkorea klicken, aber auch in Kapstadt, Sydney, Spanien und Italien habt ihr viele Angebote. Hast Du eine Empfehlung dazu, welche Reiseziele besonders familienfreundlich sind?
Neben den europäischen Zielen, die z.B. auch in den Osterferien gut erreichbar sind, finde ich persönlich finde Kanada ein ganz tolles Familienziel für eine Familiensprachreise. Unsere Sprachschulen dort bieten vielfältige Programme, an denen auch die ganze Familie teilnehmen und so in Kontakt mit anderen internationalen Kursteilnehmern kommen kann. Zudem ist es hier auch möglich, dass die Familie gemeinsam bei einer kanadischen Gastfamilie unterkommt (auf Wunsch gibt es natürlich auch eigene Apartments). Im Anschluss geht es für die meisten Kunden dann noch auf einen Roadtrip. Wir hoffen, dass die Einreise nach Kanada im nächsten Sommer wieder problemlos möglich sein wird.
Was war bisher Deine schönste Reise und warum?
Ich bin studierte Touristikerin und Reisen ist – seit ich denken kann – meine absolute Leidenschaft. Daher gibt es so viele Lieblingsreiseziele, die ich hier gar nicht aufzählen kann. Ich muss jedoch sagen, dass unsere Elternzeitreise nach Australien, Laos und Thailand 2019 (als mein erster Sohn knapp neun Monate alt war) definitiv mein schönstes Reiseerlebnis war. Wir waren gut zwei Monate unterwegs und es war einfach nur traumhaft. Wir denken, gerade jetzt in Corona-Zeiten, ganz regelmäßig an diese einzigartige Zeit zurück.
In Bezug auf Sprachen würde ich sagen: Kapstadt. Ich war hier während meines Studiums zum Praxissemester und habe mich in Stadt, Land und Leute verliebt. Die Stadt ist wahnsinnig vielfältig, es gibt großartige Sprachschulen und man kann wirklich lupenreines British English lernen, zu einem sehr günstigen Preis. Nachmittags locken dann zahlreiche Freizeitangebote, die man mit den anderen internationalen Kursteilnehmern erleben kann.

Gib uns bitte noch drei Tipps, damit die Weiterbildung im Urlaub nicht zu kurz kommt:
– Es ist ratsam, sich während der Zeit vor Ort vollkommen auf den Kurs zu fokussieren und nach Möglichkeit auch Aktivitäten wahrzunehmen, um die Sprache auch in der Freizeit noch anwenden zu können. Nur so kommt man so richtig in der Sprache an.
– Wenn man feststellt, dass im Kurs irgendetwas nicht passt (z.B. Level zu leicht oder gefühlt zu schwer), bitte sofort bei der Sprachschule oder uns melden. Die Schulen stehen in solchen Fällen mit Rat und Tat zur Seite, da auch sie natürlich wollen, dass der Kurs für den Teilnehmer passt und ein Fortschritt gemacht werden kann. Ich habe schon öfter gehört, dass sich Kunden nicht trauen, vor Ort etwas zu sagen, aber es ist doppelt ärgerlich, wenn man es nicht macht! Ansonsten übernehmen wir das Ansprechen der Sprachschule auch gerne für unsere Kunden!
– Meiner Erfahrung nach ist zwei Wochen die perfekte Kursdauer, da es meist ein bisschen dauert, bis man „warmläuft“ und ins Lernen kommt. Sollte das nicht möglich sein, empfiehlt es sich ggf. vorab oder im Nachhinein noch ein paar Stunden Online-Unterricht von zu Hause anzuhängen. Die meisten unserer Partnerschulen bieten diese Möglichkeit für Kursteilnehmer und erzielen damit sehr gute Erfolge.
Vielen Dank für das spannende Gespräch!
Mehr Informationen findet ihr unter ELSTA-Sprachreisen.