Ein Faible für Mode und Accessoires hatte Anna Orlinski schon immer. Wie sie dann nach der Geburt ihres Sohnes zur Gründerin und erfolgreichen Geschäftsfrau ihres eigenen Modelabels Mania Stillmoden wurde, erzählt Anna uns jetzt im Detail.

Liebe Anna, mit welchem Background bist Du in die Modebranche gestartet?

Ich bin in Polen geboren und im Schwarzwald aufgewachsen. Nach dem Abitur folgten BWL-Studium, ein ziemlicher gerader Werdegang im Human Ressources-Bereich und eine Weltreise, die mein Fernweh nährte. Mit 33 wurde ich zum ersten Mal Mutter. Da entstand der erste Stillschal. Ich wollte mit meinem Baby mobil sein und mir gleichzeitig in der Öffentlichkeit etwas Intimsphäre gönnen. Die Resonanz anderer Mamas auf meinen Prototypen war großartig. Der Startschuss für Mania Stillmode. Es folgte die erste Kollektion an Stillkleidungsstücken, praktisch, raffiniert und schick. Inzwischen bin ich Zweifach-Mutter und weiterhin selbst Kundin meiner Produkte. Darüber merke ich nun nochmal, dass es in unserer Gesellschaft jungen Müttern nicht einfach gemacht wird entspannt zu stillen. Mit meiner Stillmode, aber auch durch Aufklärungsarbeit versuche ich dem entgegen zu wirken.

Wusstest du schon immer, dass du dich irgendwann selbständig machen willst?

Ein Faible für Mode und Accessoires hatte ich schon immer. Der Umstand, dass mich mein Sohn zur Mutter machte und aus der Vorliebe für Fashion eine berufliche Perspektive wurde, das habe ich weder geplant noch angestrebt. Mein Wesen ist allerdings geprägt von Freude an Veränderungen und die neue Möglichkeit gefiel mir. Auch wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt weder mit eCommerce, noch mit dem Kreieren von Schnittmustern, noch mit Materiallehre, geschweige  der Abwicklung von Produktionsprozessen etwas zu tun hatte. Tatsächlich hat mich die Vorstellung „mein eigenes Ding“ zu machen so euphorisiert, dass ich die Tatsache, dass ich alleinerziehend war und eine Festanstellung gegen eine Vision eintauschte, ausblendete. Vielleicht etwas kühn. Heute denke ich, dass ich ein gutes Bauchgefühl hatte und gleichzeitig den Mut meiner Intuition zu vertrauen.

Du hast die Elternzeit auch beruflich als Neustart genutzt. Viele Frauen sind gerade in dieser Zeit auf der suche nach „DER“ Idee. War das bei dir auch so oder einfach eine glückliche Fügung?

Glückliche Fügung klingt für mich zu passiv. Ich denke eher, dass man sich in die Aktivität (nicht Aktionismus) begeben muss, wenn man etwas im Leben verändern bzw. erreichen möchte. Raus aus der Komfortzone. Routine verlassen. Risiko eingehen. Dafür ist nicht jeder gemacht. Und das ist absolut keine Wertung. Gleichzeitig finde ich es schwierig nach „der Idee“ zu suchen. Ich glaube, es ist wichtig mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Man kann sich durch Messen, Konferenzen, Begegnungen mit Gleichgesinnten oder Reisen Inspirationen holen. Identifiziert man eine Lücke und ist in der Lage hierfür eine Lösung anzubieten, ist es der richtige Zeitpunkt ins Handeln zu kommen.

Es geht nichts über Mentoren. Menschen, die ein Erfahrungsschatz haben. Die bei kleinen Rückschritten motivieren.

ANNA ORLINSKI

Was würdest du anderen Müttern raten, die sich selbständig machen wollen?

Zuerst würde ich hinterfragen, weshalb der Wunsch nach Selbständigkeit so groß ist? Was verspricht sich die Frau davon? Ich finde es wichtig, dass man sich im Klaren ist, welche Vor- aber auch Nachteile eine Selbständigkeit mit sich bringt. Es gibt kein Licht ohne Schatten. Wenn ein bewusstes JA für die Selbständigkeit da ist, würde ich empfehlen sich ein Netzwerk von Frauen aufzubauen, die schon dort sind, wo man hinmöchte. Es geht nichts über Mentoren. Menschen, die ein Erfahrungsschatz haben. Die bei kleinen Rückschritten motivieren. Auch Sparringpartner zu haben, mit denen man Ideen kontrovers diskutieren kann. Die es nicht scheuen, Kritik zu äußern.

Wie sieht die “ideale” Arbeitswelt für Dich aus?

In meiner idealen Arbeitswelt bestimmte ich, was, wo, wie viel und mit wem ich arbeite. 

Was sind deine Networking Tipps für working Moms?

Sucht Euch Netzwerke, die zu Euch passen. Vieles ist übers Internet möglich. Aus meiner Sicht geht aber nichts über persönlichen Kontakt. Schaut, ob es in Euren Städten Unterstützung / Initiativen für Frauen gibt, die sich selbständig machen möchten. Und falls ja, nimmt diese in Anspruch.

Zeitmanagement als Mutter und Geschäftsfrau: welche Tools oder Hilfestellungen kannst du empfehlen?

Es ist und bleibt ein Spagat. Das ist nun mal die Wahrheit. Mit einem Kind und der Selbständigkeit habe ich mich eingespielt. Seit das Baby auf der Welt ist, bin ich selbst am schwimmen und noch am erforschen, wie ich mich am besten organisieren kann. Auch hier gilt: Hilfe annehmen. Ziele nicht zu hoch stecken. Anspruchsdenken und vor allem die Geschwindigkeit der Umsetzungen dem neuen Leben mit Kindern anpassen. Nicht zu Vieles auf einmal vornehmen. Sich immer wieder Auszeiten einrichten. Auch für sich selbst. Eine erholte Mutter ist eine bessere Mutter. Und eine bessere Geschäftsfrau. Und schließlich auch Mut zur Lücke haben. 

Und zu guter Letzt: Was wünscht Du Dir für die Zukunft?

Zu aller erst wünsche ich mir, dass ich die Tools für eine bessere Vereinbarkeit von Familie, beruflichen Projekten und persönlichen Bedürfnissen selbst mehr in mein Leben integriere. Ich bin absolut überzeugt, mit meinem neuen Team und der Ausrichtung, die wir einschlagen, zukünftig noch mehr stillende Frauen erreichen und glücklich machen zu können. Kleidungsstücke und Still-Accessoires, die diese besondere Zeit komfortabler und schöner machen. Neue Produktideen warten darauf umgesetzt zu werden. Eine Herzensangelegenheit ist für mich das Thema des Stillens in der Öffentlichkeit salonfähig zu machen. Mütter sollen sich nicht zurückziehen, nur weil sie sich entschieden haben ihr Baby möglichst lang zu stillen. Dafür muss in der Gesellschaft ein neues Bewusstsein und bei den Müttern mehr Selbstvertrauen entstehen.

Empfohlene Beiträge