Konzernkarriere, drei Kinder und dann? Nichts und dann. Theresia Fuchs arbeitet für einen internationalen Konzern, ist Mutter von drei kleinen Kids, systemischer Coach und glückliche Karrierefrau, wie sie von sich selbst sagt. Wie sie einen erfüllten Familien- und Arbeitsalltag zusammenbringt, erklärt sie nun in ihrem Buch „Karriere, Baby“. Wir haben mit Theresia über Vereinbarkeit, Role Models und die „perfekte Elternzeit“ gesprochen.
Liebe Theresia, bitte stell uns Deinen Werdegang einmal kurz vor.
Ich habe nach dem Abitur allerlei ausprobiert, bevor ich mich schließlich dazu entschieden hatte, International Business studieren. Folglich habe ich viel Zeit im Ausland verbracht (Frankreich, USA, Schweden) und einige Praktika absolviert. Nach dem Bachelor bin ich bei der Telekom als Trainee eingestiegen und habe im Anschluss einige spannende Stationen durchlaufen. Während meiner ersten und auch zweiten Elternzeit war ich mit meinem Mann in San Diego, Kalifornien und habe parallel meinen Master an der OU London (remote) gemacht. Zweieinhalb Jahre später bin ich mit zwei kleinen Kindern wieder Vollzeit eingestiegen. Meine dritte Elternzeit habe ich schließlich genutzt, eine Coach-Ausbildung abzuschließen, einen Blog zu starten (fuchspower.net), dieses Buch zu schreiben und mir einen neuen Job zu suchen.
In Deinem Buch schreibst Du, dass Kinder Karrierebooster sind. An welchem Ereignis/Umstand machst Du das fest?
Ein konkretes Ereignis war das schnelle Vorankommen in meiner Karriere, nachdem ich zuvor über zwei Jahre pausiert hatte. Ich war zunächst unsicher, bin aber entgegen aller „Warnungen“ in Vollzeit zurückgekommen, habe Vollgas gegeben und trotzdem jeden Tag pünktlich um 16h gegangen, um die Kleinen von der Kita zu holen. Durch die Kinder hatten sich meine Prioritäten verschoben, für mich war (und ist es immer noch) die perfekte Balance: Ausgleich vom Job durch die Familie und Auszeit von der Familie durch den Job. Meine Ambitionen in Kombination mit der durch die Kinder erworbenen Gelassenheit haben sicherlich einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass ich nach nicht mal zwei Jahren meinen ersten „richtigen“ Management Posten hatte.
Was war für dich die Initialzündung dein Buch „Karriere, Baby“ zu schreiben?
Mein ganzes (Berufs-)Leben lang schon bin ich auf der Suche nach Vorbildern. Irgendwas zwischen den bewundernswerten Sheryl Sandbergs dieser Welt und den Stay-at-home-moms. Karrierefrauen, die trotzdem Familie haben und auch aktiv im Familienleben eingebunden sind (nicht „einfach nur“ die Umkehrung des traditionellen). Immer mehr junge Frauen kamen auf mich zu, ich hatte Mentees, später Coachees. Die Fragen waren immer dieselben, oftmals schon lange, bevor die Frauen überhaupt ernsthaft über Familienplanung nachdenken. Mir ging es übrigens nicht anders. Und dann habe ich mir gedacht, so ein Buch hätte mir damals geholfen! Also habe ich mich entschieden, es einfach selbst zu schreiben. So, wie ich mich entschieden habe, einfach selbst ein Vorbild zu werden.
Am Anfang Deines Buches findest sich eine Warnung, was hat es damit auf sich? Wen warnst Du wovor?
😊 Die Warnung habe ich nachträglich geschrieben. Weil ich immer wieder das Feedback bekommen habe, dass ich ja doch irgendwie eine Ausnahme sei. Und dass das Buch nicht massentauglich sei. Dass es Frauen unter Umständen Angst machen könnte. Dass für manche Frauen die perfekte Elternzeit auch einfach darin bestehen könne, sich 24/7 um ihr Baby zu kümmern (was ja fair enough ist!!). Um diese Frauen nicht zu enttäuschen, habe ich diese „Warnung“ geschrieben. Aber ich bin offen für Feedback – vielleicht braucht es die auch gar nicht?
Gibt es eine optimale Länge für die Elternzeit?
Nein. Da spielen so viele individuelle Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel der Partner. Am Ende sind zwei Dinge wichtig: 1. Du musst ein gutes Bauchgefühl dabei haben. 2. Im Berufsleben sind ein paar Monate mehr oder weniger NICHTS.
Dennoch würde ich mich dazu hinreißen lassen, ein Jahr als gutes Mittelmaß zu bezeichnen: Zeit genug, um mal so richtig rauszukommen (aus meiner Sicht super wichtig für die Karriere, ob mit oder ohne Kids), sich intensiv mit der Familie zu beschäftigen, und gleichzeitig auch kurz genug, dass keiner sagen kann, man sei jetzt ja völlig raus.
Ich war wie gesagt bei den ersten beiden Kindern zweieinhalb Jahre am Stück raus und das hatte keinerlei negative Auswirkungen. Natürlich war ich damals nicht so selbstsicher wie heute und habe mir viele Gedanken gemacht. Heute, sechs Jahre später würde ich meinem jüngeren Ich einfach sagen: „Chill mal! Überleg dir das ALLERSchlimmste was passieren könnte (ich verpasse eine Jobchance?!?) und dann denk dir SO WHAT – nehme ich eben die nächste!“
Du hast selbst drei Kinder. Wie haben sich Deine Elternzeiten unterschieden?
Wie schon gesagt, die erste habe ich direkt mit Baby #2 verlängert, so dass insgesamt gut zwei Jahre in sunny California daraus wurden. Eine herrliche Zeit, die wir als Familie unheimlich genossen haben. Was das Muttersein anging, wurde ich also in Amerika sozialisiert: Viele Unternehmungen unter Moms, alle sehr offen, in Kalifornien gleichzeitig auch sehr körperbewusst und sportlich; gleichzeitig haben mich immer alle darum beneidet, dass es in Deutschland Elterngeld gibt und mir mein Job zuhause zu 100% sicher ist, selbst wenn ich noch ein Jahr bleiben würde (ich weiß, diesen Luxus haben auch hier in Deutschland nicht alle Eltern, siehe aktuelle Brigitte-Kampagne).
In der zweiten Elternzeit war ich viel gelassener und selbstbewusster. Ich hatte bereits bewiesen, dass ich es kann: Zwei kleine Kinder, Vollzeitjob und Karriere. Entsprechend mutig habe ich mich auch entschieden, mich in dieser Zeit nochmal weiterzuentwickeln, etwas ganz Anderes zu machen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit viel mit diesen Themen beschäftigt und war mir sicher, ich würde einen Arbeitgeber finden, der eine Mutti mit drei Kids nicht nur notgedrungen, sondern sogar gerne einstellt. Gleichzeitig habe ich die Freiheit mega genossen, viel genetzwerkt und eben viel geschrieben.
Du schreibst von der „perfekten“ Elternzeit. Was sind drei Dinge, die jede Mom in der Elternzeit tun sollte?
- Genießen – es ist eine so wunderbare und einmalige Zeit!
- Reflektieren – was will ich wirklich, wer bin ich, was will ich im Job beibehalten, was will ich anders machen? (ggf. mit Coaching-Unterstützung)
- Loslassen lernen – je früher, desto besser. Delegieren oder mal abgeben ist nicht grausam (auf die Dosis kommt es an!), sondern wird das ganze restliche Leben leichter machen.
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