Mit über 300.000 Mitarbeiter:innen weltweit, ist der DB-Konzern eines größten deutschen Unternehmen. Als Leiterin Planung und Steuerung Regionen und Netze ist MMBC-Member Friederike Hinz mit ihrem Team beim DB-Konzern in Frankfurt am Main für komplexe Prozesse rund um die Schieneninfrastruktur verantwortlich. Mama Meeting-Redakteurin Bianca Dukart hat mit der der Zweifach-Mama und Vollzeit-Führungskraft über ihren Alltag, Vereinbarkeit und Müttern in Führungspositionen gesprochen:

Liebe Friederike, Du bist Mama, studierte Wirtschaftsingenieurin und Führungskraft bei der DB Netz AG. Stell Dich gerne in 3-4 Sätzen vor.

Mein Name ist Friederike Hinz, ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und Mama einer zweijährigen Tochter und einem vier Wochen alten Sohn. Seit 12 Jahren arbeite ich bei der DB Netz AG, dem Schieneninfrastrukturbetreiber der Deutschen Bahn und habe dort bislang verschiedene Funktionen ausgeübt: eingestiegen bin ich als Trainee, gefolgt von einer Vorstandsassistenz und im Anschluss habe ich verschiedene Projekt- und Führungsaufgaben übernommen. Aktuell bin ich als Leiterin Planung und Steuerung Regionen und Netze in der Zentrale der DB Netz AG in Frankfurt am Main tätig und habe mittlerweile meinen Mutterschutz mit anschließender Elternzeit begonnen.

Als Leiterin für Planung & Steuerung Regionen / Netze hast Du sicherlich allerhand zu tun. Wie sieht Dein Alltag aus?

Nach meiner Rückkehr aus der ersten Elternzeit bin ich coronabedingt gleich im HomeOffice gestartet, was für mich zu einem deutlich veränderten Alltag geführt hat, als ich ihn bisher kannte. Viele Gespräche und Austausche mit meinem 8-köpfigen Team, die ich bislang beim Mittagessen, in der Kaffeeküche oder zwischen den Terminen persönlich führen konnte, haben sich komplett in die digitale Welt verlagert, was mit den übergreifenden Terminen schnell zu einem (über-)vollen Terminkalender führt. So füllt sich mein Alltag mit bis zu 6-8 Stunden Terminen, E-Mail-Bearbeitung, Vor- und Nachbereitung von Terminen und das Weiterentwickeln von strategischen Themen. Hinzu kommt die Bearbeitung von AdHoc-Aufträgen, die immer wieder eine Priorisierungsschleife, vor allem mit Blick auf mein Team erforderlich macht. Fazit: Kein Nine-to-Five-Job, eine Mischung aus Planbarem und Nicht-Planbarem, was einen guten Überblick und eine strukturierte Herangehensweise erforderlich macht. Aspekte, die mir Spaß machen und mich in meiner Führungsaufgabe auch aufgehen lassen.

Du arbeitest Vollzeit und bist Mama. Wie lassen sich bei Dir Dein Job und Deine Familie unter einem Hut bekommen?

Während meiner Elternzeit und vor meinem Wiedereinstieg habe ich mir darüber sehr viele Gedanken gemacht. Für mich war der Wiedereinstieg in Vollzeit und in Führung schon vor der Geburt unseres Kindes gesetzt, denn ich wollte wieder arbeiten und einen Job ausüben, der mich erfüllt, Spaß macht und aus dem ich Energie ziehen kann.

Um Familie und Job unter einen Hut zu bekommen, habe ich an meiner eigenen Arbeitsweise geschraubt und stelle die Koordination/Organisation in den Vordergrund. Zum einen bin ich effizienter geworden, priorisiere häufiger und delegiere Themen und Aufgaben mehr. Auf der anderen Seite stimmen sich mein Mann und ich sehr eng ab, wer unsere Tochter in die Betreuung bringt und abholt. Dazu legen wir meist in der Vorwoche unsere Kalender übereinander. Sollte es kurzfristig doch zu Änderungen oder Besonderheiten kommen, senden wir uns auch via Outlook Terminblöcke zu, damit es gleich für Beide sichtbar ist.

Leider wohnen unsere beiden Großeltern nicht in unserer Nähe, sodass kurzfristige Unterstützung bei Engpässen nicht möglich ist, dennoch fragen wir bei absehbaren Anlässen konkret bei Oma & Opa um Unterstützung. Dies musste ich auch erst einmal lernen und auch annehmen, dass das völlig ok ist, denn anfänglich war der Wille da, alles allein zu schaffen.

Wo stößt Du manchmal auf Grenzen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Führungsposition?

Unsere Herangehensweise zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf stößt natürlich an ihre Grenzen, da auch das beste System Lücken hat und nicht immer vollständig funktioniert. So hören obere Führungskräfte oder gar Vorstände nicht auf zu arbeiten, wenn unsere Betreuung schließt. So saß ich auch schon mit Headset im Laufstall, habe Türmchen gebaut und parallel an Telefonkonferenzen teilgenommen. Auch ist es schon vorgekommen, dass unsere Tochter krank war oder die Betreuung zu hatte. Das sind dann die Momente, in denen sich mein Mann und ich sehr stark gegenseitig unterstützen und wir schauen gemeinsam, wie wir das Home Office als Vorteil für uns nutzen können. Es sind dann sehr anstrengende Tage, an denen wir uns sprichwörtlich die Klinke in die Hand geben: einer ist bei unserer Tochter, der andere im Termin. Nacharbeiten werden dann spät abends erledigt, wenn unsere Tochter schläft. In meiner Führungsposition denke ich auch immer an die Verantwortung, die ich trage, deswegen fällt es mir schon schwer, einfach zu sagen, ich bin heute mal gar nicht zu erreichen. Stattdessen übergebe ich dann Termine an meinen Vertreter und versuche bestmöglich für meine Familie und mein Team da zu sein.

Gefühlt sind dies dann die aussichtslosen Situationen, in denen ich mir wünsche, mehr familiäre Unterstützung in der Nähe zu haben und ich mir auch überlege, wie ich die Vereinbarkeit noch besser meistern kann.

Welche Herausforderungen gab es in der Vergangenheit, die Du im Nachhinein anders angegangen wärst?

Wer mich kennt, weiß, ein geht nicht, gibt’s nicht. Ich versuche Familie und Beruf gleichermaßen gerecht zu werden und da fällt es mir auch schwer zu sagen, dass ich einen Tag komplett offline bin und gar nicht für mein Team oder meine Vorgesetzten erreichbar bin. Im Nachhinein bzw. auch in der Zukunft könnte ich hier rigoroser sein. Gleichzeitig merke ich auch, dass die Kolleginnen & Kollegen Verständnis haben, wenn ich ihnen erkläre, warum ich jetzt vielleicht nicht erreichbar bin oder an einem Tag eingeschränkter unterwegs bin.  

In der Vergangenheit habe ich mir zudem Freiräume in meinem Kalender geschaffen, um Zeit zum Arbeiten zu haben. Häufig sind diese Terminblöcke aber doch wieder für Termine genutzt worden. Auch hier würde ich konsequenter werden, um das Arbeitspensum im engeren Zeitfenster zu schaffen und um es zu vermeiden, noch mehr am Abend oder gar am Wochenende machen zu müssen. Die gewonnene Zeit würde ich dann lieber in Zeit mit meiner Familie oder auch in Zeit für mich investieren, die in den letzten Monaten doch recht zu kurz gekommen ist.

Auch beruflich beschäftigst Du dich mit der Vereinbarkeit von Familie und Vollzeittätigkeit? Welche Erfahrung hast Du im Austausch gemacht? Was sind die häufigsten Probleme bei Vereinbarkeitsfragen?

Mamas machen einen tollen Job. So meine Erfahrung. Eben da sie wissen, dass die Zeit begrenzt ist, arbeiten sie effizient und versuchen alles möglich zu machen. Seitdem ich selbst Mama bin, fällt mir das stärker auf und ich komme vielmehr mit anderen Müttern ins Gespräch. Dabei kommen häufig die Themen Arbeitszeit vs. Betreuungszeit auf: Was tun, wenn Termine länger angesetzt sind als es meine Betreuungszeit zulässt? Was mache ich, wenn mein Kind längere Zeit krank ist oder wie gehe ich mit Dienstreisen um, wenn sie nach Corona wieder möglich sind? Hinzu kommt die Frage nach der Wahrnehmung und Akzeptanz durch Kolleginnen und Kollegen und die jeweiligen Vorgesetzten, vor allem wenn sie keine Kinder haben.

Bei meinem Wiedereinstieg nach der ersten Elternzeit hatte mich meine Vorgesetzte gleich gefragt, ob sie etwas wissen müsse hinsichtlich meiner Tätigkeit und meiner Familie, z.B. Einschränkungen in der Erreichbarkeit. Darauf hatte ich ihr erläutert, wie unser Betreuungskonzept aussieht und dass ich mich melden würde, wenn ich Termine wider Erwarten nicht wahrnehmen könnte. Mein Mann hingegen, hat keine Fragen zur Betreuungssituation bekommen, was mir noch einmal zeigt, dass Kinderbetreuung doch noch ein stärkeres Mama-Thema zu sein scheint.

Ein weiterer Punkt, der mich nachdenklich gestimmt hat, ist das Ausbleiben der Frage gewesen, wie ich denn nach meinem zweiten Kind wieder einsteigen möchte. Während mich viele Kolleginnen und Kollegen bei meiner ersten Schwangerschaft gefragt haben, wann ich denn wiederkommen werde, haben mir diese Frage bei meiner jetzigen Schwangerschaft kaum welche gestellt. Für mich kam dies so an, als würde ein Wiedereinstieg in den Job mit zwei Kindern einfach nicht in Betracht gezogen werden…?!

Welche Tipps möchtest Du (angehenden) Müttern in Führungspositionen geben?

Ich glaube, wenn man privat gerne Mama ist und beruflich auch Freude an Führung hat, sich gut dabei fühlt, dann lässt sich eine Vereinbarkeit ermöglichen. Macht es und traut es Euch zu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich aus beiden Aufgaben positive Energie ziehe, die mich glücklich macht und stärkt, aufkommende Herausforderungen zu meistern. Die Unternehmen spüren auch diesen Trend, dass immer mehr Mütter Führungspositionen einnehmen wollen und stellen neue Konzepte auf. So gibt es zum Beispiel bei der Deutschen Bahn Jobsharing- / TopSharing-Programme, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen.

Auch den Austausch mit anderen Working Moms sehe ich als wichtig an, um sich zu vernetzen und Tipps und Erfahrungen offen und ehrlich anzusprechen, vor allem über Unternehmensgrenzen hinweg. Dafür bietet der MMBC eine großartige Plattform mit all den unterschiedlichen Formaten und ich freue mich schon, auch in meiner nächsten Elternzeit wieder mehr mit anderen Working Moms in den Austausch zu kommen 😊.  

Vielen Dank für das offene und spannende Gespräch. 🙂

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