Manchmal scrollen wir durch MitarbeiterInnenseiten und sehen Frauen und Männer, die wie geklont aussehen. Gleicher Dresscode, gleiche Hautfarbe und Haarfarbe, ähnliches Alter und damit verbunden oft ähnlicher familiärer und sozialer Background. Nicht selten waren alle auch noch auf derselben Uni. Es ist einfach so herrlich bequem mit Menschen zu arbeiten, die so sind wie man selbst. Da kann man es sich in der Komfortzone kuschelig machen und sich gemeinsam in die Scheuklappen nicken. Weiter bringt uns das aber nicht, weder gesellschaftlich, noch unternehmerisch. Denn unterschiedliche Erfahrungen, Lebensentwürfe und Zugänge zu einem Thema, machen die Diskussion reicher und das Ergebnis besser.

Patricia Heufers sorgt als Diversity Managerin bei Ernst & Young dafür, dass es mehr vielfältige Stimmen gibt und diese gehört werden. Vereinbarkeit ist ein wichtiger Faktor für Vielfalt und am 18.02.2020 diskutiert sie mit uns in Hamburg darüber, welche Rolle NEW WORK für Diversity spielt. Vorab haben wir ihr zu diesem Thema schon einige erste Fragen stellen dürfen:

Liebe Patricia, Du bist Diversity Managerin bei Ernst & Young, einem internationalen Unternehmen mit ganz unterschiedlichen Klienten. Ist EY nicht per se “divers”. Welche Rolle spielt das Diversity Management bei EY?

Ja, das ist richtig. Diversität muss man nicht schaffen, sie ist vorhanden und gegeben. Daher liegt die Betonung auf Inclusiveness, also der Schaffung einer Unternehmenskultur, in der sich alle zugehörig und wertgeschätzt fühlen. Daher lautet unser Credo bei EY auch „Diversity is the mix. Inclusiveness is how we make the mix work”. 

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Diversity ist nicht nur Herkunft und Hautfarbe, sondern ein Reichtum an Erfahrungen und Ideen

Ein Beispiel dafür, warum Vielfalt so wertvoll ist, ist die sowjetisch-lettische-US-amerikanische Mathematikerin Daina Taimina. Bis 1997 haben vornehmlich weiße, männliche Wissenschaftler, die in ihrer Freizeit vermutlich alle irgendwelche Ball- oder Schlagsportarten machten, versucht die hyperbolische Fläche darzustellen und zu berechnen. You all know the hyperbolische Fläche, right? Diese Art von geometrischer Form könnte die Form unseres Universums sein. Ziemlich komplex, fällt in mehrere Richtungen gleichzeitig und wurde schon mal als „so ähnlich wie ein Salatkopf“ beschrieben. Dieses Gemüse, das unser Universum ist, konnte aber bis sich Daina Taimina dem Thema widmete keiner so richtig beschreiben. Sie löste das Problem mit Häkeln. Yes, Häkeln. Das mit den Nadeln und Wolle. Als Kind hatte sie ihre Freizeit mit diesem Hobby verbracht, das sie auch später noch begleitete. Und sie nutzte diese Technik, um sich der hyperbolischen Fläche anzunehmen, sie darzustellen und schließlich zu berechnen. Auf diese Technik wäre die männliche We-love-Ballsport-Klongruppe nie gekommen.

Inwieweit sind die Impulse der New Work Bewegung für Deine Ziele als Diversity Managerin bei Ernst & Young hilfreich?

Ich würde sagen, dass einerseits die New Work Impulse hilfreich sind für Diversity & Inclusiveness (D&I), andererseits New Work von D&I profitiert bzw. nur damit gelingen kann. 

New Work beinhaltet ja sehr viele Aspekte. Wenn wir uns beispielsweise das Thema „Flexibilität“ anschauen, finde ich es sehr gut, dass dieser Aspekt mit New Work aus der ‚Frauenecke‘ rauskommt, weil es längst kein reines Frauenthema mehr ist, geschweige denn wirklich je eines war. Ein weiterer wichtiger Punkt im Rahmen von New Work ist aus meiner Sicht das Thema „Führung“, die sich ja verändern muss, wenn sich Arbeitsweisen verändern. Hier spielt inclusive leadership eine zentrale Rolle. Ich bin der Meinung, dass der Wandel zur neuen Arbeitswelt nur gelingt, wenn alle gleichermaßen einbezogen werden und teilhaben können. 

Du gibst auch Trainings für weibliche Führungskräfte, welche Herausforderungen dieser Frauen, überraschen Dich?

Überraschen tut mich sehr wenig, da ich mich ja schon lange und täglich mit D&I auseinandersetze. Was mich bewegt, ist die Geduld und – ich nenne es mal etwas hart – Frustrationstoleranz oder das Durchhaltevermögen, das man in dem Thema mitbringen muss. Einerseits tut sich ja schon einiges, allein dass das Thema in der Öffentlichkeit angekommen ist, kann man ja gewissermaßen schon als Erfolg verbuchen. Andererseits reden wir auch im Jahr 2020 noch über tradierte Rollenbilder und wir alle wissen, wie langsam sich bspw. der Frauenanteil in Führungspositionen verändert oder teilweise sogar rückläufig ist. 

Wie sieht für Dich die ideale Arbeitswelt aus?

Wenn ich nicht realistisch sein muss bei der Antwort, lautet sie folgendermaßen: Die ideale Arbeitswelt sichert vollständige Teilhabe, schafft Benachteiligung und Privilegien ab und lässt komplette Chancen- und vor allem Ergebnisgleichheit zu. 

Ich bin der Meinung, dass der Wandel zur neuen Arbeitswelt nur gelingt, wenn alle gleichermaßen einbezogen werden und teilhaben können.

Am 18.02.2020 spricht Patricia Heufer auf dem Podium beim Mama Meeting Event „Von verheiratet mit dem Job zur Family-Work-Life-Balance“. Anmelden könnt ihr Euch dazu hier: 

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